Nie war es einfacher, sich mit wenig Aufwand bei vielen Unternehmen zu bewerben. Durch Online-Bewerbungen wird zwar vieles leichter, doch nachlässig sollte trotzdem niemand sein. Auch für die digitale Bewerbung gibt es Regeln, damit sie nicht direkt im großen virtuellen Papierkorb landet.
Die klassische Stellenanzeige in der Zeitung verliert an Bedeutung: 94 Prozent der deutschen Unternehmen suchen heute ihre neuen Mitarbeiter auch über das Internet, hat der Hightechverband Bitkom in einer Umfrage herausbekommen. Angebote gibt es sowohl bei Online-Jobbörsen als auch auf den Homepages der Firmen. Viele Arbeitgeber ziehen inzwischen sogar die Online-Lösung einer Bewerbung auf dem Postweg vor. Der Grund für den Trend zur Digitalisierung ist klar: Mit jeder neuen Bewerbungsmappe wachsen in den Unternehmen die Papierstapel und der Verwaltungsaufwand. Kommt stattdessen ein strukturiertes Online-Bewerbungsformular zum Einsatz, bei dem der Bewerber nur noch vorgefertigte Felder zu Lebenslauf oder Qualifikationen ausfüllen muss, nimmt die EDV der Personalabteilung eine Menge Arbeit ab. Häufig arbeitet dabei im Hintergrund Software, die beispielsweise prüft, ob Mindestanforderungen erfüllt sind.
Massenmails landen im Papierkorb
Zwar spart eine Online-Bewerbung gegenüber dem klassischen Weg Geld, denn teure Mappen und Porto entfallen, aber auf eine Zeitersparnis sollte der Jobsuchende nicht unbedingt setzen. Eine Bewerbung via Internet ist meist nur auf den ersten Blick eine fixe Sache. Zeugnisse und das Foto sind schnell eingescannt, doch mit dem Anschreiben und dem Lebenslauf wartet doch eine Menge Arbeit.
Denn wie bei einer postalischen Bewerbung gilt auch hier: So individuell wie möglich. „Die Online-Bewerbung verführt viele Bewerber dazu, sich nicht ernsthaft mit sich selbst und den Wünschen des potenziellen Arbeitgebers auseinanderzusetzen“, warnt der Kommunikationstrainer Christian Püttjer. „Viele meinen, sich online an ein Unternehmen zu wenden, sei modern und allein deshalb schon gut.“ Doch das ist ein Trugschluss: Mails sind Massenware, da gilt es, sich abzuheben. Ist die Bewerbung beliebig, landet sie wie jede Massenmail dort, wo sie hingehört: im Papierkorb.
Korrekter Ton und richtige Grammatik
Wer ernsthaft Interesse an einem Job hat, sollte dieser Ernsthaftigkeit auch Ausdruck verleihen. Eine Online-Bewerbung lässt sich zwar mit einem Klick verschicken, aber das sollte nicht dazu verleiten, nachlässig zu sein oder den sonst im E-Mail-Verkehr lässigen Ton an den Tag zu legen.
Ein „Smiley“ in einer Online-Bewerbung ist genauso unmöglich wie ein Eselsohr in einem Anschreiben auf Papier. Wie oft im Leben zählt auch bei der Bewerbung der erste Eindruck. „Korrektheit geht vor Schnelligkeit“, sagt Kommunikationstrainer Püttjer. Wenn Rechtschreibung und Grammatik nicht stimmen, hat man beste Chancen, direkt aus dem Rennen zu fliegen. Genauso wichtig ist eine aussagekräftige Betreffzeile. Nur das Wort „Bewerbung“ reicht nicht – schlimmer ist nur noch, den Betreff ganz weg zu lassen. Ein Anruf beim Unternehmen hilft zudem, den richtigen Ansprechpartner und auch dessen E-Mail-Adresse herauszubekommen.
Niemand stellt „Kuschelbaer123“ ein
Gerade weil das Internet so schnelllebig ist, sollte ein Bewerber auf eine gewisse Etikette achten. Dazu gehört auch, selbst eine seriöse E-Mail-Anschrift zu haben. Empfehlenswert ist die Kombination aus Vor- und Nachnamen. „Mails vom 'Kuschelbaer123' lesen die wenigsten Personalchefs“, sagt Püttjer. Ebenso müsse am Ende der Mail eine aussagekräftige Signatur mit Telefonnummer und Anschrift stehen. Dateianhänge sollten möglichst im PDF-Format verschickt werden. Word-Dokumente können zwar in den meisten Unternehmen geöffnet werden, haben aber den Nachteil, dass sich die letzten Änderungen nachvollziehen lassen.
Das Foto gibt auch einer Online-Bewerbung den letzten Schliff. Wie in einer klassischen Mappe sollte das Bild professionell, aber nicht zu groß sein. Man sollte daran denken, dass kein Unternehmen das Foto auf Postergröße ausdrucken möchte. „Die Bewerbungsmail sollte insgesamt die Größe von drei Megabyte nicht überschreiten“, sagt Püttjer. Wer noch mehr Material über sich zu bieten hat, kann auf seine eigene Homepage verweisen. Allerdings ist das nicht immer angebracht. Zwar kann man sich dort ausgefeilt als idealer Mitarbeiter präsentieren, aber nur für wenige Berufsgruppen ist das sinnvoll. Web-Designer oder Grafiker können auf ihrer Homepage gut die eigenen Fähigkeiten demonstrieren. Für alle anderen gilt: In der Kürze liegt die Würze. (Quelle: AOL Finanzen in Zusammenarbeit mit Welt Online - 22.9.09)