MEDIKAMENTE, DIE N I C H T WIE ERHOFFT WIRKEN
Teuer, wirkungslos und sogar gefährlich! Stiftung Warentest hat rezeptfreie Medikamente getestet und ist zu dem erschreckenden Ergebnis gekommen, dass jedes dritte Medikament negativ zu bewerten ist. Auf der "Mängel-Liste" befinden sich auch so beliebte "Helferchen" wie Thomapyrin, Aspirin Complex oder Wick MediNait, die jedem von uns bestimmt schon einmal gegen Grippe oder Kopfschmerzen vom Apotheker empfohlen wurden. Die Ergebnisse sind im "Handbuch Rezeptfreie Medikamente" (29,90 Euro; ISBN: 978-3-868511-05-5) zusammengefasst. In der Galerie zeigen wir die 15 am wenigsten nützlichen oder sogar schädlichen Medikamente.
Aspirin Complex
Das Mittel ist insgesamt "wenig geeignet", da es nicht sinnvoll zusammengesetzt ist. Enthalten sind unter anderem Wirkstoffe zur Linderung des Hustenreizes oder zum Abschwellen der Nasenschleimhaut. Schnupfen behandelt man aber wirksamer und schonender lokal mit Nasentropfen. Husten sollte, wenn überhaupt, nur dann unterdrückt werden, wenn er nicht "produktiv" ist, also kein Schleim abgehustet wird. Ein solcher vermeintlicher "Rundumhelfer" blockiert vielfach die natürliche Abwehrreaktion, anstatt sie zu fördern. Empfehlenswerter ist eine differenzierte Behandlung einzelner Symptome.
Grippostad C
Ebenfalls "wenig geeignet". Zusätzlich zu Symptom unterdrückenden Wirkstoffen enthält das Mittel zur Schmerzlinderung und Fiebersenkung unter anderem Parazetamol. Dieses wäre aber allein besser geeignet, Fieber und Schmerzen zu bekämpfen. Der enthaltene "Wirstoff-Cocktail" belastet den Körper unnötig. Die Zusammensetzung ist daher nicht sinnvoll.
WICK DayMed
"Wenig geeignet", aufgrund nicht sinnvoller Zusammensetzung. Die unterschiedlichen Erkältungssymptome sollten einzeln und jeweils zu den Körper unterstützenden Zeitpunkten eingesetzt werden. Allround-Symptomdämpfer funktionieren nicht.
WICK MediNait
Der Erkältungssaft enthält Alkohol. Für Menschen mit Alkoholproblemen, Leberkranke und Kinder ist das Mittel daher ungeeignet. Alkohol kann außerdem die Wirkung anderer Medikamente wie Schlaf- und Beruhigungsmittel verstärken. Medikamente, die keinen Alkohol enthalten, sind in jedem Fall vorzuziehen. Jegliches Risiko sollte gemieden werden, da auch dieses Medikament von Stiftung Warentest ohnehin aufgrund einer nicht sinnvollen Zusammensetzung als "wenig geeignet" bewertet wird.
Doregrippin
Da Fieber mit dem enthaltenen Parazetamol allein, Schnupfen mit Nasentropfen wirksamer und schonender behandeln werden können, gilt auch dieses vermeintliche "Helferlein" als "wenig geeignet". Im Übrigen steigt bei normalen grippalen Infekten das Fieber nicht über 39°C und muss daher überhaupt nicht medikamentös behandelt werden.
Rhinopront Kombi
Innerliche Anwendung schleimhautabschwellender Mittel kann unerwünschte Nebenwirkungen auf Herz und Kreislauf wie beschleunigten Herzschlag oder erhöhten Blutdruck hervorrufen. Das Mittel kombiniert diese Wirkstoffe zudem mit Antihistaminika, die nur bei allergischem Schnupfen sinnvoll sind. Sind die Symptome dagegen erkältungsbedingt, bewirken sie nichts - außer Müdigkeit. Insgesamt ist das Mittel "wenig geeignet", da die Zusammensetzung nicht sinnvoll ist. Empfohlene Alternativen: lokale oder gar keine Behandlung des Schnupfens.
neo-angin Halstabletten
Die therapeutische Wirkung von Antiseptika, die in diesem und in vielen anderen gängigen Halstabletten enthalten sind, ist im Zusammenhang mit Viren, die Halsentzündungen in den meisten Fällen verursachen, nur lückenhaft oder gar nicht vorhanden. Zu Bakterien, die in tieferen Schleimhautschichten sitzen, dringen sie erst gar nicht vor. Ebenfalls "wenig geeignet".
Thomapyrin CLASSIC
Azetylsalizylsäure und Parazetamol wirken schmerzstillend und fiebersenkend. Beide Mittel miteinander zu kombinieren, wie es dieser "Klassiker" tut, steigert ihre Wirksamkeit jedoch nicht zuverlässig. Unerwünschte Nebenwirkungen beider Substanzen können dagegen sehr wohl zugleich auftreten. Mittel, die diese nicht sinnvolle Kombination enthalten, werden daher als "wenig geeignet" bewertet.
Saridon
Enthält zusätzlich zur bereits beschriebenen, kontraproduktiven Wirkstoffkombination Koffein, was zu Dauergebrauch verleiten kann. Überhöhter, länger andauernder Konsum solcher Schmerzmittel kann unangenehmen Dauerkopfschmerz zur Folge haben.
Neuralgin
Besteht aus einer vergleichbaren nicht zu empfehlenden Wirkstoffkombination, deren schmerzstillende Wirkung nicht infrage steht, die aufgrund der ebenfalls in Kombination auftretenden Risiken und Nebenwirkungen aber als "wenig geeignet" eingestuft wird. Präparate, die nur einen Wirkstoff enthalten, sind vorzuziehen.
Togal CLASSIC
Enthält zusätzlich zur Azetylsalizylsäure Chinin und Lithium. Diese Zusätze tragen zur Schmerzlinderung nichts bei. Lithium wird zur Behandlung manisch-depressiver Erkrankungen, Chinin bei Malaria eingesetzt. Nützen würde diese exotische Zusammensetzung aber nicht einmal manisch-depressiven, kopfschmerzgeplagten Malariakranken, da die Dosierung zu gering ist. "Wenig geeignet".
Fenistil Gel
Antihistaminhaltige Gele wie Fenistil lindern zwar den Juckreiz lästiger Insektenstiche, allerdings nicht durch das Antihistaminikum, sondern allein wegend des Kühleffekts, den das auf der Haut verdunstende Gel verursacht. Da das Mittel als "wenig geeignet" bewertet wurde, sollte bei Kindern unter 14 Jahren auf seine Anwendung verzichtet werden, um jedes Risiko unerwünschter Wirkungen auszuschließen. Kühlen lässt sich ein Insektenstich mit herkömmlichen Mitteln effektiver und preisgünstiger.
Sidroga Johanniskrauttee
Ist zur Behandlung von Unruhe, Nervosität und Schlafstörungen "wenig geeignet", da die Wirksamkeit von Johanniskraut nicht ausreichend nachgewiesen ist. Zur Behandlung solcher Beschwerden mit einem pflanzlichen Mittel eignet sich ein reines Baldrianpräparat besser.
Mobilat DuoAktiv Schmerzsalbe
"Wenig geeignet" zur Behandlung schmerzhafter Zerrungen, Prellungen und Stauchungen. Die therapeutsche Wirksamkeit der Kombination ist nicht ausreichend nachgewiesen, der Preis somit nicht zu rechtfertigen.
BioNorm Sättigungskapseln
Die therapeutische Wirkung des "Konjakwurzelextrakts", auf dem diese Kapseln basieren, ist nicht ausreichend nachgewiesen. Das bedeutet, wie in vielen anderen Fällen: Es ist ein hoher Preis zu zahlen für ein Mittel, das den suggerierten Effekt voraussichtlich nicht herbeiführen wird. Für eine dauerhafte Gewichtsabnahme gelten nach wie vor die gängigen Empfehlungen wie ausreichend Bewegung und fettarme Kost. (Quelle: AOL Leben & Leute - 7.11.09)