Sie schlummern in Schubläden, Sparstrümpfen und ausrangierten Geldbeuteln: D-Mark, Francs, Peseten und andere nationalen Währungen der Euro-Länder. Doch die Scheine und Münzen haben mehr als nur nostalgischen Wert. In vielen Fällen können die "Schlafmünzen" wieder zu Barem gemacht werden.
Die gute, alte D-Mark fristet ein Schattendasein. Ob unter der Matratze oder hinterm Schrank, seit der Währungsumstellung 2002 wurden viele Münzen und Scheine schlichtweg vergessen. Das Problem der „Schlafmünzen“ erkannte die Bundesbank früh und schickte noch vor der Euroeinführung als DM-Münzen verkleidete Models in die Innenstädte, um an das Geld Kommoden und Schränken zu erinnern. Nach Schätzungen der Bundesbank schlummerten ein halbes Jahr vor der Euro-Einführung noch etwa acht Milliarden Münzen und Tausende Geldscheine im Wert von bis zu 100 Milliarden DM als stille Reserve in den Haushalten. In der gesamten Europäischen Union saßen die Bürger 2007 immerhin noch auf nationalen Währungen im Gesamtwert von umgerechnet 17 Milliarden Euro.
Bundesbank vermutet Milliardenbeträge in Schränken
Inzwischen wurde so mancher Schein und viele Münzen zurückgebracht, doch noch immer vermutet die Bundesbank, dass Milliardenbeträge unentdeckt herumliegen. Und wer heutzutage noch ein paar Münzen oder Scheine findet und diese abliefern will, muss möglicherweise weite Wege in Kauf nehmen: „Inzwischen sind ausschließlich die Filialen der Bundesbank für den Umtausch von Mark in Euro zuständig", sagt Bundesbank-Sprecherin Susanne Mehlhorn. In den meisten Bundesländern gibt es jedoch nur eine Filiale – das macht den Tausch nicht besonders attraktiv. Eine Marktlücke, die auch private Unternehmen entdeckt haben. Weil die nächste Bundesbank-Filiale für viele Bürger nicht in der Nähe liegt, bieten sie einen Umtauschservice an, den sie sich natürlich bezahlen lassen.
Die Quickborner GFC Holding beispielsweise hat sich neben dem D-Mark-Tausch auf die Euro-Vorläuferwährungen aus den übrigen Ländern spezialisiert. „Der Kunde schickt uns lediglich einen Kuvert mit Scheinen oder ein Paket mit Münzen, alles weitere erledigen wir", verspricht GFC-Projektleiter Axel Westerwelle. Er und seine Mitarbeiter sammeln die Münzen und Scheine der einzelnen Euro-Länder und bringen diese dann bei den Zentralbanken vorbei. Der Kunde bekommt sein Geld bereits zwischen fünf und sieben Tage nach Zählung seines Geldes. Ganz umsonst ist die Dienstleistung allerdings nicht: 30 Prozent bekommt die GFC vom Gegenwert der Münzen und Scheine. Trotz des stolzen Preises, wissen die Kunden den Service zu schätzen – bliebe doch sonst das ganze Geld wertlos in der Schublade. „Viele Leute wissen gar nicht, dass sie das alte Geld auch heute noch umtauschen können“, sagt Westerwelle. „Und wer es weiß, dem ist es oft zu kompliziert.“
Private Geldtauscher helfen
Die privaten Geldtauscher sind also vor allem für die Euro-Vorläufer aus dem europäischen Ausland hilfreich, denn wer alte Währungen in Euros wechseln will, muss das bei den Zentralbanken der jeweiligen Länder tun. Die Bundesbank tauscht nur altes deutsches Geld ein, nicht das aus dem europäischen Ausland. Doch fremdsprachige Formulare und die langfristige Urlaubsplanung sorgen dafür, dass viele Deutsche ihre Urlaubskleingeld aus vergangenen Jahren einfach liegenlassen. Wer noch Lira, Drachmen oder Francs aus Urlaubsreisen vor 2002 zuhause hat, muss sich jedoch mitunter beeilen. Neben Deutschland garantieren nur Österreich und Irland sowie Spanien eine zeitlich unbegrenzte Rückgabe von Münzen und Banknoten. In Finnland, Frankreich und Griechenland enden die Abgabefristen für Geldscheine im Februar 2012. Die Frist für Münzen ist in sechs Ländern, darunter Belgien, Frankreich und die Niederlande, dagegen schon abgelaufen.
Altes Geld für mildtätige Zwecke
Wer sein altes Geld ohnehin bereits abgeschrieben hat und es nicht unbedingt in klingende Münze für den eigenen Geldbeutel eintauschen will, kann es auch spenden. Viele soziale Einrichtungen freuen sich über das Geld, das eigentlich längst ungültig ist. Regelmäßig werden alte Markstücke eingesammelt und kommen mildtätigen Zwecken zugute. Derzeit sollen sich beispielsweise Schulklassen in ganz Deutschland auf die Suche nach dem alten Geld machen, um beim Wettbewerb „D-Mark-Detektive“ ihren Eltern und Großeltern ein paar Münzen abzuschwatzen und diese für Schulen in Afrika und Asien zu spenden. Zudem ermöglichen immer wieder Geschäfte die Bezahlung mit alten Münzen – beispielsweise in Morbach im Hunsrück, wo die Geschäftsleute ihre Kunden aufriefen, zuhause nach der alten Währung zu suchen. Dabei machte ein Morbacher, wie die örtliche Zeitung berichtete, einen überraschenden Fund: 1400 D-Mark fand er zwischen der Bettwäsche seiner Großmutter, die ihm ihr Haus nach ihrem Tod vererbt hatte. (Quelle: AOL Finanzen in Zusammenarbeit mit Welt Online - 13.11.09)