SCHIMPANSEN TRAUERN WIE MENSCHEN

 

Schimpansen gehen mit dem Tod älterer Artgenossen ähnlich um wie Menschen: Sie kümmern sich in den letzten Stunden intensiv um den Kranken. Nach dem Tod halten sie Wache und spenden sich gegenseitig Trost. Womöglich wissen die Tiere sogar, was der Tod bedeutet.

 

Cambridge - Der Tod eines Freundes oder Verwandten ist schmerzhaft. Rituale wie eine Trauerfeier helfen, den Abschied zu erleichtern. Offenbar gilt dies aber nicht nur für den Menschen, sondern auch für seine nächsten Verwandten - die Menschenaffen. Britische Forscher haben dies erstmals in einem Safari-Park beobachtet, in dem ein älteres Weibchen aus einer Gruppe von vier Schimpansen im Alter von über 50 Jahren friedlich starb.

 

Die Tiere hätten sich ganz ähnlich verhalten wie Menschen, berichten James Anderson von der Universität in Stirling sowie Dora Biro von der Universität Oxford im Fachmagazin "Current Biology" (Bd. 20, S. R349 und R351). Sie hätten sich um eine erkrankte Artgenossin intensiv gekümmert, am Totenbett Wache gehalten und noch Tage bis Wochen nach ihrem Tod intensiv getrauert.

 

Die Schimpansendame Pansy war vor ihrem Tod bereits längere Zeit krank und schwach gewesen. Mit Hilfe von Videokameras im Gehege konnten Anderson und seine Kollegen die Vorgänge rund um ihren Todeszeitpunkt äußerst genau rekonstruieren. So berührten Pansys Mitbewohner - ihre Tochter Rosie sowie die Schimpansendame Blossom und deren Sohn Chippy - sie in den letzten zehn Minuten ihres Lebens ungewöhnlich häufig.

 

Sobald sie jedoch kein Lebenszeichen mehr von sich gab, hörten sie sofort damit auf. Rosie blieb in der folgenden Nacht in direkter Nähe des Leichnams, während Blossom und Chippy unruhig schliefen und sich überdurchschnittlich häufig gegenseitig lausten. Am nächsten Morgen entfernten die drei Schimpansen Strohreste von Pansys Leichnam, bevor dieser von den Pflegern aus dem Gehege gebracht wurde.

 

Umgang mit todkranken Affen überdenken

 

Auch in den folgenden Wochen wirkten die drei Überlebenden niedergeschlagen: Sie fraßen weniger und waren ungewöhnlich ruhig. Zudem vermieden sie es, auf der Plattform zu schlafen, auf der Pansy gestorben war - obwohl dies zuvor einer der begehrtesten Schlafplätze gewesen war.

 

Man könne daraus durchaus folgern, dass Schimpansen entgegen früherer Annahmen wissen, was Tod bedeutet, schließen Anderson und seine Kollegen. Zudem scheinen einige Verhaltensweisen im Angesicht des Todes evolutionär älter zu sein als vermutet. Die Forscher empfehlen daher, den Umgang mit sterbenskranken oder alten Menschenaffen zu überdenken.

 

Völlig anders gehen Schimpansen offenbar mit dem Tod um, wenn er unvorhergesehen eintritt. Das zeigt sich vor allem am Beispiel von zwei Schimpansenmüttern aus Guinea, deren Kinder einer Atemwegserkrankung zum Opfer fielen: In beiden Fällen trugen die Mütter die Leichen noch 19 beziehungsweise 68 Tage mit sich herum und betrieben trotz fortschreitender Verwesung auch weiterhin Fellpflege.

 

Erst nach der vollständigen Verwesung der Leichname verringerte sich die Intensität des Interesses, bis die Weibchen die toten Körper schließlich verließen - möglicherweise, weil ihr Körper zu der Zeit eine hormonelle Umstellung durchmachte und sich auf neuen Nachwuchs vorbereitete. Im Gegensatz zu Pansys Fall bleibe hier allerdings die Frage offen, ob die Mütter den Tod ihrer Kinder tatsächlich realisiert hatten, so die Forscher. Um das zu beantworten, seien weitere Daten nötig. (Quelle: Web.de Wissen - Tiere - In Kooperation mit Spiegel Online - 27.4.10)

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