KÜHLER KOPF AN HEIßEN TAGEN

 

Umfrage: Welche Arbeitsplätze sind die angenehmsten, welche die extremsten?

 

Ein Eisverkäufer hat es gut, ein Bauarbeiter muss an diesen Tagen schwitzen. Ob diese Vorstellungen wirklich zutreffen, hat die NWZ  überprüft.

von Mirja Zipfel


Friesoythe - Wo lässt es sich in diesen Tagen am besten aushalten? Am Nordpol? Im Planschbecken? In der Gefriertruhe? Eine Frage, die sich vor allem diejenigen stellen dürften, die berufsbedingt Tag für Tag den heißen Temperaturen ausgesetzt sind. Arbeiten unter extremen Witterungsverhältnissen. Die NWZ  (Nordwest Zeitung) hat sich umgehört.


Schön viel trinken

 

Eine arktische Kälte herrscht bei Dennis De Martin. Minus 32 Grad zeigt das Thermometer in der Kühlkammer an. „Eis kann nur bei diesen Temperaturen Schock gefroren werden“, erklärt der Inhaber der Eisdiele Venezia in Friesoythe. Auf den ersten Blick also optimale Arbeitsbedingungen, um einen Sommertag zu überstehen. Dennis De Martin sieht das anders: „Nur weil man täglich mit Eis zu tun hat, verbinden viele Menschen damit automatisch auch einen kühlen Arbeitsplatz. Das ist aber nicht so“, klärt er auf. Zwei bis drei Stunden verbringt der Eisverkäufer täglich im so genannten Eislabor – dem Raum, wo die süßen Eigenkreationen entstehen –, danach bedient er Kunden an der Theke oder auf der Terrasse. Und da steht bekanntlich die Sonne.

Auf der Suche nach dem kühlsten Arbeitsplatz geht es weiter nach Gehlenberg. Dort befindet sich die Wurstfabrik Meemken. Minus 18 Grad zeigt das Thermometer im Gefrierhaus an. Vergleichsweise warm ist es dagegen in den Produktionsräumen: Dort herrschen immerhin fünf bis sieben Grad über Null. Winterlich anziehen heißt es für all diejenigen, deren Arbeitsplätze sich in diesen Räumlichkeiten befinden. Dicker Pulli, lange Hose sind Pflicht. Kühlkammern als Orte der Erholung? Sicherlich nicht die schlechtesten Arbeitsbedingungen an Tagen wie diesen.

Als wahre Brutstätten entpuppen sich die Baustellen in und rund um Friesoythe. Markus Lübke und Jochen Hahn arbeiten auf einer. Sie stehen in einem Erdloch und bauen einen Regenwasserschacht für den neuen Heimwerkermarkt an der Böseler Straße. Hitzefrei kennen der Maurer und der Rohrverleger nicht. Der Zeitplan muss eingehalten werden. Und zwar unabhängig von den Jahreszeiten. „Wir fangen um halb acht in der Frühe an, da lässt es sich noch am besten aushalten“, sagt Markus Lübke. Sein Tipp, um die Hitze zu überstehen: „Schön viel trinken und hin und wieder ein Päuschen mehr einlegen.“

Der sengenden Sonne sind auch die Selbstpflücker auf den Erdbeerfeldern von Landwirt Heino von Garrel ausgesetzt. Der feine aber kleine Unterschied ist, dass die Pflücker es freiwillig tun. Angetrieben vom Ehrgeiz, besonders leckere Früchtchen mit nach Hause zu nehmen. „Viele von ihnen kommen schon in den frühen Morgenstunden“, so die Beobachtung des Landwirts.


250 Grad Backtemperatur

 

Den Spitzenwert bei der Suche nach den heißesten Arbeitsplätzen in der Stadt dürften aber wohl die Bäckermeister belegen. Da Brötchen nur bei absoluter Gluthitze schön kross werden, muss Heiner Holtwessels, Inhaber der Bäckerei Wewer, den Ofen in seiner Backstube auf 250 Grad aufdrehen. Alles halb so wild, meint er. „Im Sommer leide ich nicht mehr als andere Menschen auch.“ Der Technik sei Dank: „Als wir früher noch die gemauerten Steinöfen benutzten, ging es hier viel heißer zu.“

Abgesehen davon bringt der Job auch Vorteile mit sich. Heiner Holtwessels Arbeitstag beginnt morgens um halb Zwei. Zu einer Tageszeit, wenn von der Sonne weit und breit noch nichts zu sehen ist. (Quelle: Nordwest Zeitung - 15.7.10)

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