Die Erde dreht sich bekanntlich in 24 Stunden einmal um die eigene Achse, weshalb es morgens hell und abends dunkel wird. Außerdem dreht sie sich innerhalb eines Jahres um die Sonne. Wie hängt das alles mit den Jahreszeiten zusammen und weshalb sind manche Tage länger als andere? Was ist die Sonnenwende - und warum wird es in den nördlichen Regionen Skandinaviens, Finnlands und dem Baltikum zur Zeit des "Mittsommers" Ende Juni selbst nachts überhaupt nicht oder nicht richtig dunkel?
Vom "Sonnenstand" hängt auf der Erde Einiges ab - zum Beispiel die Jahreszeiten, die Klimazonen und die Temperaturen. Wie wir alle wissen, zieht die Erde innerhalb eines Jahres in einer ellipsenförmigen (eiförmigen) Bahn um die Sonne. Außerdem dreht sich die Erde täglich um ihre eigene Achse - diese müssen wir uns als Gerade vorstellen, die durch die Erde verläuft und drei Punkte, nämlich den Nordpol, den Südpol und den Erdmittelpunkt, miteinander verbindet.
Die Drehung um die eigene Achse ist für den Wechsel zwischen Tag und Nacht zuständig: Wir wenden uns der Sonne am Abend ab, befinden uns nachts auf der zur Sonne abgewandten Seite und drehen uns gegen Morgen wieder in Richtung Sonne - deshalb scheint es so, als ob die Sonne am Himmel aufgeht und im Verlauf des Tages "wandert". Wenn bei uns die Nacht hereinbricht, beginnt in anderen Regionen der Erde - zum Beispiel in Neuseeland - schon der nächste Tag.
Die Jahreszeiten: Der Sonne zu- oder abgeneigt
Jedoch hätten wir keine Jahreszeiten, sondern ungefähr gleich bleibende Temperaturen, wenn die Achse der Erde senkrecht zu ihrer Umlaufbahn um die Sonne stehen würde. Doch wie wir wissen, gibt es auf der nördlichen und auch auf der südlichen Erdhalbkugel unterschiedliche Jahreszeiten - wenn bei uns auf der nördlichen Halbkugel der Winter einbricht, ist es in Regionen der Südhalbkugel - zum Beispiel in Südafrika - warm und sommerlich.
Wie genau kommen die verschiedenen Jahreszeiten zustande? Die Achse der Erde hat einen Neigungswinkel von 23,5 Grad zur Senkrechten. Da die Erde sich um die Sonne dreht, ist die Stellung der Erdachse nicht immer gleich: Einen Teil des Jahres ist die Nordhalbkugel mehr der Sonne zugeneigt als die Südhalbkugel und umgekehrt. Je senkrechter die Sonneneinstrahlung in einer Region gerade ist, desto wärmer sind die Temperaturen - denn je "gerader" und damit direkter die Strahlen auf die Erde treffen, desto weniger Energie haben sie auf ihrem Weg durch unsere Atmosphäre verloren. Zur warmen Jahreszeit steht die Sonne am Mittag auch höher am Himmel und die Tage sind insgesamt länger.
In den kälteren Jahreszeiten treffen die Strahlen in einem schrägeren Winkel auf die Erdoberfläche, dadurch legen sie einen weiteren Weg zurück und verlieren an Energie und somit an Wärme. Je näher eine Region am Äquator liegt - dieser befindet sich auf dem nullten Breitengrad genau in der Mitte zwischen dem Nord- und dem Südpol -, desto weniger ausgeprägt sind die Jahreszeiten. Denn am Äquator macht sich die Neigung der Erde kaum bemerkbar, deshalb sind auch die Tage und Nächte stets ungefähr gleich lang. In diesen Regionen der Erde, in welchen die Sonnenstrahlen nahezu senkrecht auftreffen, ist es das gesamte Jahr über warm. In den Regionen nahe den Polen herrschen dagegen stets eisige Temperaturen, da die Sonnenstrahlen hier immer im flachen Winkel einfallen.
Sonnenwende: Wenn die Tage kürzer oder länger werden
Den nördlichen Wendepunkt hat die Sonne am 21. Juni erreicht - sie ist dem nördlichen Teil der Erde dann besonders zugeneigt. Dieses Datum wird auch als "Sommersonnenwende" (Sommeranfang) bezeichnet: Nun erleben wir den "längsten Tag" des Jahres, die Sonne scheint fast senkrecht über dem nördlichen Wendekreis der Erde zu stehen.
Nach dem früheren Julianischen Kalender hat man die Sommersonnenwende am 24. Juni, am Tag des Geburtstags von Johannes dem Täufer, gefeiert - Sonnenwend- und Johannistag fielen also zusammen. Noch heute werden rund um die Sommersonnenwende und den Johannistag viele Feste veranstaltet: Es finden Sonnenwendfeuer statt, und auch am Johannisfest werden Feuerwerke veranstaltet und Feuer entfacht, die als Symbol für die Sonne und im christlichen Glauben für Jesus Christus stehen. In vielen Ländern ist es Tradition, zum Johannisfest ums Feuer zu tanzen oder darüber zu springen, was Glück bringen soll.
Danach werden die Tage allmählich wieder kürzer und die Nächte länger. Bei der Wintersonnenwende am 21. oder 22. Dezember nimmt die Sonnenhöhe mittags am Himmel nicht mehr weiter ab, sondern die Sonne steigt wieder langsam empor - von nun an werden die Tage wieder länger. Überall auf der Welt feierten alte Völker nun die "Wiedergeburt" der Sonne.
Wenn es bei uns auf der Nordhalbkugel Winter ist, ist es auf der Südhalbkugel warm - von der Südhalbkugel aus gesehen sind Sommer- und Wintersonnenwende genau vertauscht, die Sommersonnenwende fällt daher auf den 21. oder 22. Dezember. Jeder von uns kennt wahrscheinlich den kleinen Vers "Im Osten geht die Sonne auf, im Süden nimmt sie ihren Lauf, im Westen will sie untergehen, im Norden ist sie nie zu sehn." Ganz anders sieht es allerdings aus, wenn man auf dem südlichen Teil der Erdkugel lebt - hier ist die Sonne hingegen im Süden nicht zu sehen.
Mittsommer: Wenn die Nacht zum Tag wird
Als Mittsommer in den nördlichsten Ländern Europas wie Finnland, Norwegen und Schweden wird die Zeit um Ende Juni herum bezeichnet, zu der die Sonne der nördlichen Hemisphäre (Nordhalbkugel) zugewandt ist. Zu dieser Zeit ist es bei uns sommerlich warm und Badewetter angesagt. Durch die Neigung der Erde wird es in den nördlichsten Teilen dieser Länder selbst nachts nicht oder zumindest nicht richtig dunkel - man spricht deshalb auch von den "Weißen Nächten" im Norden: Die Sonnenstrahlen dringen über den Nordpol hinweg im hohen Norden auch zu der Seite der Erde vor, auf der gerade Nacht ist. In den Gebieten nördlich des nördlichen Polarkreises - zum Beispiel auf der norwegischen Insel Spitzbergen - geht die Sonne um die Sommersonnenwende herum überhaupt nicht mehr unter und ist nachts noch vollständig sichtbar, dies wird als "Mitternachtssonne" bezeichnet.
Diese Zeit wird in den skandinavischen und nordischen Ländern ausgiebig gefeiert - das Mittsommerfest ist dort eines der wichtigsten Feste des Jahres: In Schweden wird der "Midsommar" immer an dem Samstag gefeiert, der zwischen dem 20. und dem 26. Juni liegt. Die Häuser werden mit Laub und Blumen verziert und es werden geschmückte Baumstämme aufgestellt. Die Menschen veranstalten dann zusammen Feste mit Tanz und volkstümlichen Liedern. Zu Essen gibt es Jungkartoffeln, die meist zusammen mit Hering und Sauerrahm serviert werden.
In Dänemark und Norwegen wird am 23. Juni, am Vorabend des Johannistages, zum "Sankt-Hans-Fest" ein großes Feuer veranstaltet. Die Dänen verbrennen oft auch eine Strohhexe - als Symbol für die "bösen Kräfte", die ferngehalten werden sollen. In Estland wird das Mittsommerfest, das als wichtigster Feiertag des Landes gilt, vom Abend des 23. bis in den Morgen des 24. Juni hinein gefeiert. Zu dieser Zeit sind die Städte fast menschenleer, da das bedeutende Fest auf dem Land gefeiert wird. Auch in Finnland ist das Mittsommerfest eines der wichtigsten Feste im Jahr - "Juhannus" fällt immer auf den Samstag zwischen dem 20. und dem 26. Juni. In dieser Nacht wird ausgelassen gefeiert, getanzt und gesungen und es werden riesige Feuer entfacht - meist am Strand oder auf Lichtungen. Dem traditionellen Glauben nach vertrieb man durch die Feierlichkeiten "böse Geister" und sorgte für eine gute Ernte. (Quelle: helles-koepfchen.de - Bereich: Wissen, Menschen und Natur)