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Friesoythe - Mucksmäuschenstill wird es im Forum am Hansaplatz in Friesoythe, als ein kleiner Herr mit schütterem Haarkranz zur Begrüßung sagt: „Shalom.“ Und hinzufügt: „Das ist hebräisch und bedeutet Frieden.“
Der Mann ist 86 Jahre alt, heißt Salomon „Sally“ Perel und ist jüdischer Abstammung. Er ist gekommen, um den Schülern und Schülerinnen des Albertus-Magnus-Gymnasiums (AMG) in Friesoythe von seinem Leben in der Hitlerjugend in der Zeit des Nationalsozialismus zu erzählen. Das Besondere an seiner Geschichte: Er war als Jude vier Jahre lang unter dem Namen „Josef“ unentdeckt Mitglied der Hitler-Jugend (HJ) und hat an der Front in der Wehrmacht gekämpft. Für seine Autobiografie „Ich war “ und dessen Verfilmung wurde er weltberühmt.
„Vier Jahre war ich in der HJ – für mich waren es vier Ewigkeiten“, erzählt Sally. Man sei zu Hass erzogen worden, und Hass führe zu Verbrechen, lehrt er die Zuhörer. Dennoch habe er sich sogar teilweise mit der Nazi-Ideologie identifiziert – mit Ausnahme der Massenmorde an seinem Volk. „Der Rest war so überzeugend. Es gab keine Zweifel“, betont Sally. Er habe zwei Seelen gehabt, die N I C H T miteinander vereinbar waren. Deutschland sei die Eine, sein Mutterland, mit dem er emotional verbunden sei. Die andere sei Israel, sein Vaterland, die rationale Welt, die die Deutschen zerstören wollten.
Immer wieder hebt er energisch die Stimme, um seine Worte zu untermauern. Dass er die Zeit in der überlebt hat, habe er nur seiner einzigen „Waffe“ gegen die Deutschen zu verdanken: der Lüge. Zum Abschluss richtet er einen Appell an die Schüler: „Seid kritisch, hinterfragt die Dinge. Ihr seid jetzt Zeitzeugen. Ihr müsst die Wahrheit an Eure Kinder überliefern, damit so etwas nie wieder geschieht.“
Seine Mission ist noch lange N I C H T erfüllt. An diesem Tag geht es für Sally noch weiter: am Laurentius-Siemer-Gymnasium in Ramsloh hielt der einen weiteren Vortrag. „Und wenn ich nur einen rechtsradikalen Jugendlichen überzeugt habe, auszusteigen, bin ich schon sehr zufrieden.“ (Quelle: Nordwest Zeitung - 26.5.11)