OLDENBURGER PASTOR HAT EIN GOTTESHAUS AUS GANZ VIEL LUFT

 

Glaube: Everster Baptisten-Pastor zieht mit seiner aufziehbaren Kirche den Drachenfliegern hinterher


Carsten Hokema schult seine Glaubensbrüder. Sein Missionsgebiet umfasst ganz Norddeutschland.

von Stefanie Dosch


Eversten - Carsten Hokema packt zwei Koffer aus dem Kofferraum seines Autos und stellt sie auf den Sandstrand. Darin liegt jede Menge Plastikfolie, bedruckt mit roten Backsteinen. Er verbindet zwei Ventilatoren mit dem Plastik und schließt die Ventilatoren an einen Generator. Zehn Minuten später steht – wenige Schritte von den Wellen der Nordsee entfernt – eine Kirche samt Turm.

Der 46-jährige Everster Carsten Hokema ist Baptisten-Pastor. Doch seine Gemeinde ist nicht die Kreuzkirche an der Eichenstraße. Da sei er nur ganz normales Mitglied, erklärt der dreifache Familienvater. Er arbeitet seit vier Jahren für den Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden als Referent. Sein Missionsgebiet reicht von Flensburg runter bis nach Köln. „Ich bin sozusagen der Außendienstmitarbeiter Gottes.“

Von seinem Glauben ist der Baptisten-Pastor felsenfest überzeugt. „Jesus Christus ist das Wichtigste in meinem Leben.“ In Hamburg hatte der gebürtige Kieler am theologischen Seminar studiert, war zunächst Jugend-, später Gemeindepastor in Hamburg-Altona und arbeitete dann als Jugendpastor für den gesamten Nordwesten. Von da ab wurde Oldenburg zu seinem Lebensmittelpunkt.

Seinen Glauben will Carsten Hokema auch heute noch weitergeben. In erster Linie berät er andere Baptisten bei ihrer Gemeindearbeit: Ohne seine aufblasbare Kirche zieht er von Gemeinde zu Gemeinde. In Schulungen erklärt er dort den Teilnehmern, wie sie am besten ihren Glauben „nach außen tragen“ können. Doch irgendwann fürchtete der Pastor, der sich selbst als lebensnah beschreibt, den Bezug zur Realität zu verlieren: „Das wirkt dann wie, wenn der Blinde von der Farbe redet.“

Carsten Hokema wollte wieder selber missionieren: „Wenn die Menschen nicht zur Kirche kommen, muss die Kirche zum Menschen kommen.“ Diesen Satz, den er seinen Schulungsteilnehmern oft gepredigt hat, nahm der begeisterte Drachenflieger wörtlich und verknüpfte zugleich Freizeit und Beruf. Er ließ die aufblasbare Kirche bauen und zog damit den Drachenfliegern hinterher.

Finanziert wird diese Wander-Kirche allein durch Sponsoring von Firmen und finanzieller Unterstützung privater Spender.

Die aufblasbare Kirche ist vielfältig: Sie ist Ausstellungsraum für Bibeltexte und Illustrationen. Sie ist Café für eine wärmende Tasse Kaffee zwischendurch. Sie ist Infostand mit Materialien rund ums Drachenfliegen. Und hin und wieder ist sie außerdem ein Gotteshaus: Denn Carsten Hokema zelebriert zwischen den luftgepolsterten Wänden auch Messen und hält Predigten. Knapp 30 Gläubige passen in den Raum. „Eine kuschelige Atmosphäre.“ Im vergangenen Sommer hat er hier sogar ein Ehepaar getraut.

Bis zu zehn Wochenenden im Jahr steht Carsten Hokema in seiner Kirche. Mal an der Nordsee, mal an der Ostsee und demnächst auch bei sich vor der Haustür: Vom 29. bis 31. Juli findet in Oldenburg ein Drachenfest statt. (Quelle: Nordwest Zeitung - 4.6.11)

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