TAUSCHE BÜRO GEGEN WERKSTATT

 

Rollentausch: NWZ (Nordwest Zeitung)-Azubi Annika Schulte verbringt Tag in Caritas-Werkstätten


Für einen Tag arbeite ich in der Näherei und Tischlerei der Sozialen Arbeitsstätte. Viele Beschäftigte fragten mich: „Wer bist du denn?“

von Annika Schulte


Altenoythe - Es ist acht Uhr und ich stehe in der Eingangshalle der Caritas- Werkstatt Altenoythe. Hier ist viel los, denn es beginnt für alle Beschäftigten der Arbeitstag. Sie strömen aus den Bussen in die Eingangshalle. Einige bleiben stehen und begrüßen mich, andere schauen mich verdutzt an. Einige werden gebeten, weiter zu laufen und an ihren Arbeitsplatz zu gehen.

Ich verbringe meinen Arbeitstag heute also nicht in der NWZ  -Redaktion in Friesoythe, sondern in der Caritas-Werkstatt in Altenoythe. Bevor ich an die Arbeit gehe, händigt mir einer der Beschäftigten an der Anmeldung einen Besucherausweis aus. Dann werde ich von Ludger Rohe, dem Werksleiter, durch die Einrichtung geführt. Ich entscheide mich nach dem Rundgang, in der Näherei mitzuarbeiten. Gruppenleiterin Astrid Hilling erklärt mir, dass hier zum Beispiel Taschen hergestellt werden. „Es wird  A L L E S  S E L B S T  gemacht, vom Zuschnitt bis zum Nähen.“, sagt Astrid. Ich lasse mir von Christine Brunjes erklären, was zu tun ist: Ich lege die schwarze Taschen-Schablone auf die weiße Lkw-Plane und zeichne an der Schablone entlang. Danach schneide ich die Plane mit einer Schere aus. Eigentlich ganz einfach, nur muss ich die Plane gründlich ausschneiden, nicht zu viel und nicht zu wenig abschneide. Sonst kann man die Tasche später  N I C H T  nähen. Danach stülpe ich rote Taschen, die bereits zusammengenäht wurden, auf die richtige Seite. Das ist  G A R  N I C H T  so einfach, denn die zusammengenähten Taschen aus der Lkw-Plane sind wirklich sperrig. B E S O N D E R S  schwierig ist es, die Ecken der roten Taschen gründlich zu bearbeiten.

Weiter geht es für mich in der Sportstunde. Das Thema ist „Spiele und Bewegung“. „Du kümmerst dich heute um Maike!“, sagt Sportlehrer Adam Kaczmar. Maike, die körperlich und geistig behindert ist, kommt auf mich zu, nimmt mich fest an die Hand und lässt mich  N I C H T  mehr los. Dadurch spüre ich, dass sie sich jetzt auf mich verlässt.

Viele der Beschäftigten kamen an dem Tag auf mich zu- egal ob wir beim Mittagessen waren, auf dem Flur standen oder arbeiteten. Sie waren neugierig und fragten mich direkt „Wer bist du denn? Warum bist du heute hier?“. Ich habe ihnen alles erklärt und konnte mit vielen Beschäftigten ins Gespräch kommen. Am Nachmittag fahre ich nach Scharrel in die Außenstelle des Caritas-Verein Altenoythe, einer Tischlerei. Zuerst ziehe ich meine viel zu große Arbeitskleidung an und setze den Lärmschutz auf die Ohren. In der Halle riecht es nach Holz und es ist sehr laut- es wird gesägt und geschreddert. Um mich herum stehen viele große Maschinen. Peter, Angestellter in der Tischlerei, führt mich durch die Halle. Dann legen wir mit der Arbeit los: Von einem großen Stapel nehmen wir eine viereckige Holzplatte, und schneiden sie auf der Dekupiersäge rund aus. Später werden aus den Platten dann Kabeltrommeln gefertigt und verkauft.

Es hat mir gut gefallen, einmal in diese Welt hinein zu schnuppern: Ich habe viel Spaß gehabt, viele neue Eindrücke gewonnen und vieles erfahren. Dennoch freue ich mich, Montag wieder an meinem Schreibtisch zu sitzen. (Quelle: Nordwest Zeitung - 29.10.11)

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