von Tanja Lindauer - 12.08.2011
Die Journalistin Tanja Lindauer lebt und arbeitet in Berlin. Sie ist von ständigem Fernweh geplagt und bereist mit dem Rucksack die Welt. Auf helles-koepfchen.de berichtet sie von ihrer Reise nach Indien.
Indien ist ein Land der vielen Gegensätze. Und für J E D E N , der Indien besucht, wird es unvergesslich bleiben. Was man auch erlebt oder wie man es bereist, das Land wird einen auf jeden Fall verändern. Wir mussten auf unserer Reise erfahren, dass man sich auf dieses faszinierende Land N I C H T vorbereiten kann: Alles kommt ganz anders als geplant. Eine Menge Flexibilität und eine gute Portion Humor gehören damit auf jeden Fall mit ins Gepäck!
Tag 1 - Es geht los
Endlich ist es soweit! Heute fliegen wir nach Indien, gerade sitzen wir am Düsseldorfer Flughafen und warten, dass wir endlich in den Flieger können. Das Warten kommt mir vor wie eine Ewigkeit ... Josef und ich sind schon sehr aufgeregt, wir waren noch nie Indien und haben schon so viele Berichte gelesen und Geschichten gehört.
Viele sagen, dass man, wenn man zum ersten Mal nach Indien oder im Allgemeinen nach Asien reist, einen Kulturschock bekäme. Wir werden sehen! Schon lange war es ein Traum von mir, Indien zu bereisen. Da Indien aber ein sehr großes Land ist - etwa zehnmal so groß wie Deutschland - haben Josef und ich uns entschieden, nur den nördlichen Teil zu bereisen. Aber auch dort mussten wir uns auf ein paar ausgewählte Städte begrenzen.
Tag 2 - Ankunft in Mumbai
Nach zehn Stunden Flug sind wir endlich in Bombay gelandet. Als wir das Flughafengebäude verlassen, werden wir sofort von einer Horde Taxifahrer umzingelt. Ungefähr zwanzig geschäftstüchtige Inder wollen uns jetzt davon überzeugen, dass jeweils sein Taxi das Beste sei und wir nur bei ihm einen guten Preis erhalten würden. Mit der Situation sind wir etwas überfordert und nehmen einfach irgendeins. Doch die anderen Fahrer geben noch N I C H T auf und prügeln sich nun fast ... Schließlich kann sich der von uns auserkorene Fahrer durchsetzen. Da das Taxi ziemlich klein ist und die Rucksäcke N I C H T in den Kofferraum passen, werden sie kurzerhand einfach auf dem Dach festgebunden. Ich hoffe, dass später unsere Rucksäcke noch da sind?
Mumbai ist eine riesige Stadt an der Westküste Indiens. Hier leben 16 Millionen Menschen, das bedeutet natürlich viel Lärm, Dreck, Smog und kaum Platz. Alle Autofahrer hupen, sodass auf den Straßen ein regelrechtes Hupkonzert herrscht. Verkehrsregeln wie bei uns scheint es hier N I C H T zu geben. Es gilt das Gesetz des Stärkeren: Umso größer das Fahrzeug und lauter die Hupe ist, desto besser kommt man auch voran. Und auch die Fußgänger scheinen sich an K E I N E Regeln zu halten und laufen einfach quer über die Straßen und schlängeln sich zwischen den Autos lang.
Ob wir uns das auch trauen sollen? Am Anfang versuchen wir noch, uns an die uns bekannten Regeln zu halten, und warten brav an roten Ampeln. Doch vergebens, auch wenn Fußgänger grün haben, bedeutet das noch lange N I C H T , dass wir auch gefahrlos über die Straßen gehen können. Also bleibt uns gar keine andere Wahl und wir machen es den Indern nach. Ziemlich schnell haben wir auch den Bogen raus und so machen wir uns auf Entdeckungstour durch diese riesige Stadt.
Wieso heißt Mumbai auch Bombay?
Früher wurde Mumbai in der Kolonialzeit also als andere Länder nach Indien kamen, von den Portugiesen Bom Bahia (bedeutet: "Gute Bucht") genannt. Mit der Besatzung durch die Engländer wurde die Stadt dann schnell unter dem Namen Bombay bekannt und wurde seit dem 16. Jahrhundert Bombay genannt. Nachdem alle Kolonialstaaten Indien wieder verlassen hatten, beschloss Indien wieder den offiziellen Namen in Mumbai zu ändern, um sich so auch auf die eigenen indischen Wurzeln zu berufen. Daher existieren heute zwei Namen für eine Stadt. Auch andere indische Städte haben zwei Namen.
Wir entschließen uns, Mumbai erst einmal schnell hinter uns zulassen. Es ist einfach zu laut und zu hektisch hier. Wir haben ja noch genügend Zeit, uns am Ende der Reise noch einmal in diese riesige Stadt zu stürzen, immerhin müssen wir von hier aus auch wieder unsere Heimreise antreten. Also machen wir uns auf den Weg zum Bahnhof, um uns ein Ticket für den Zug zu kaufen. Doch am Bahnhof erfahren wir, dass wir die Tickets gar nicht hier kaufen können, sondern am anderen Ende der Stadt, in einem Extra-Gebäude. Wir machen uns wieder auf den Weg ... Nachdem wir eine Stunde durch Mumbai geirrt sind, haben wir endlich das Gebäude gefunden. Hier wartet auch schon die nächste Hürde auf uns. Mumbai will wohl N I C H T , dass wir schon wieder fahren!?
Wir stellen uns an einer langen Schlange an. Nach einer Stunde sind wir endlich an der Reihe. Doch dann erklärt uns der Verkäufer, dass wir hier falsch sind. Für Touristen gibt es einen extra Schalter, eine Etage tiefer. Also stiefeln wir wieder die Treppen runter. Aber der Schalter ist unbesetzt, keiner da. Und nun? An einem anderen Schalter fragen wir einfach noch mal nach. Der freundliche Inder will uns aber wieder nach da schicken, von wo wir kamen. So kommen wir N I C H T weiter. Also stell ich mich einfach an einer "Frauenschlange" an. N U R Frauen dürfen hier Tickets kaufen. Die Verkäuferin versteht mich aber leider
N I C H T , sie spricht nur Hindi.
Kurzerhand helfen mir die fünf Inderinnen, die hinter mir ungeduldig warten. Ich weiß G AR N I C H T so recht, wie mir geschieht, fünf Frauen, verteilen sich nun um mich herum, diskutieren mit der Ticketverkäuferin, nehmen mir Geld aus dem Portemonnaie und ein paar Sekunden später habe ich auch endlich die beiden Tickets nach Udaipur in der Hand. Josef, der auf mich wartete, musste sich vor Lachen den Bauch halten. Es sah wohl sehr lustig aus, wie ich zwischen fünf kleinen Inderinnen stand, die mir alle gerade einmal bis zur Brust reichten, und ziemlich verdutzt geguckt habe.
Der Flug steckt uns doch noch sehr in den Knochen. Daher gehen wir früh schlafen, damit wir morgen ausgeruht unsere Reise durch Indien antreten können.
Tag 3 - Zugfahrt auf indisch
Wir sitzen im Zug nach Udaipur. Es ist ziemlich warm und der Zug ist total voll. Das wäre ja noch N I C H T einmal so schlimm, aber wir werden von allen beobachtet. Wir sind die einzigen hellhäutigen in diesem Abteil und meine blonden Haare machen die Sache auch N I C H T besser. Unruhig rutsche ich auf meinem harten Sitz hin und her, so beobachtet zu werden, ist mir doch sehr unangenehm. Eine Erlösung sind die Haltestellen, wenn Menschen ein- und aussteigen und Verkäufer mit Tee und kleinen Snacks in den Zug stürmen, um etwas zu verkaufen. Mit den Worten Chai, chai, chai rennen sie durch den Zug und wollen Tee in kleinen Plastikbechern verkaufen. Da unsere Sitznachbarn auch Tee kaufen und Samosas (kleine Teigtaschen gefüllt mit Kartoffeln und Erbsen) durch das Fenster von einem anderen Verkäufer erwerben, machen wir es ihnen gleich. Reisen macht hungrig!
Nach einer Weile gewöhnt man sich an die Blicke. Ich weiß zwar, dass die Inder es N I C H T böse meinen, S O N D E R N einfach nur neugierig sind, aber es erfordert schon etwas Geduld, N I C H T einfach einen der Beobachter böse anzuschauen. Wenn man bei uns so gemustert würde, wäre es schon eine Art Beleidigung. In Indien ist es eher normal und man wird sogar freundlich angelächelt, wenn man zurückschaut.
Nach drei Stunden erreichen wir unsere Haltestelle, hier müssen wir umsteigen. In diesem Zug haben wir einen Schlafplatz reserviert, weil wir schon zehn Uhr abends haben und wir noch acht Stunden Zugfahrt vor uns haben. Das Abteil teilen wir uns mit einer sehr netten indischen Familie. Wir unterhalten uns noch eine Weile vor dem Schlafengehen mit ihnen und dann ist auch schon Schlafenszeit. Wir übernachten also das erste Mal in einem Zug, an das Rütteln gewöhnt man sich ziemlich schnell und so sind wir auch schon bald eingeschlafen.
Tag 4 - Auf den Spuren von James Bond
Wir sind endlich angekommen. Ein Hostel haben wir auch ganz schnell gefunden, von der Dachterrasse kann man sogar auf einen See gucken. Und nicht auf irgendeinen! Das ist der Lake Palace, wo schon ein James-Bond-Film gedreht wurde, Octopussy. Jeden Abend kann man sich den Film auf einer der etlichen Dachterrassen anschauen. Alles ist viel kleiner und N I C H T so laut wie in Mumbai. Allerdings laufen hier sehr viele Kühe einfach auf den Straßen herum.
Kühe und Rinder sind in Indien heilig, daher haben sie hier Narrenfreiheit. (Auch bei McDonalds gibt es keine Cheeseburger und Co., sondern nur Gemüse- und Fischburger.) Wenn eine Kuh mitten auf der Straße ein Nickerchen machen will, dann macht sie das auch. Die Autos fahren einfach um sie herum. Wir sind noch ziemlich kaputt von der langen Zugfahrt, daher essen wir erst einmal etwas Leckeres und erkunden ein wenig die Umgebung.
Tag 5 - Kleider machen Leute
Heute besuchen wir den Stadtpalast, der größte in Rajasthan. Rajasthan ist einer der 28 Bundesstaaten in Indien. Wenn viele Menschen an Indien denken, dann stellen sie sich meistens viele Gewürze, Gerüche und farbenfrohe Kleidung vor und Männer, die Turbane tragen. Dieses Bild wird maßgeblich von Rajasthan beeinflusst. Dabei haben die Farben der Kleidung und die verschiedenen Kleidungsstücke ganz besondere Bedeutungen. Die Farbe des Turbans zum Beispiel zeigt die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Beruf oder Religion. Und Frauen können beispielweise nur die Farbkombination Rot-Gelb tragen, wenn sie einen Sohn geboren haben. Man sieht also, dass die Farben der Kleidung viele verschiedene Bedeutungen haben.
Wir machen uns auf den Weg zum Palast und sind vom ersten Anblick fast erschlagen: Der Palast ist wirklich beeindruckend und sehr schön! Er hat auch eine interessante Entstehungsgeschichte, denn der Palast wurde mit jedem neuen Maharadscha immer größer. Er besteht eigentlich aus vielen Einzelgebäuden und Höfen, die mit der Zeit zu einem riesigen Palast zusammenwuchsen.
Tag 6 - Ein diebischer Affe
Wir sind immer noch in Udaipur, aber heute fahren wir nach Kumbhalgarh und Ranakpur. Mit unserem Fahrer machen wir uns schon früh morgens auf den Weg, dieser ist etwas wortkarg, aber in der Formel 1 hätte er sicherlich gute Chancen. Im Nu waren wir auch schon an unserem ersten Zwischenstopp: Kumbhalgarh.
Das ist eine riesige Festungsanlage, die 1.110 Meter hoch im Aravalligebirge liegt. Das Fort wurde seit der Erbauung im 15. Jahrhundert nur einmal erobert. Man merkt, dass wir in der Wüste sind. Es ist total heiß und wir mühen uns die vielen Treppen hinauf, um einen guten Blick auf das Tal zu erhaschen. Bald machen wir uns auch schon auf den Weg nach Ranakpur, einem Jainisten-Tempel (Jainismus ist eine Religion in Indien). Der Tempel wurde aus Marmor erbaut und besteht aus 1.444 Säulen. Um den Tempel zu betreten, muss man aber zunächst seine Schuhe ausziehen und sie in die Obhut eines "Schuhbewachers" übergeben. Der Tempel ist riesig und mit vielen Details verziert. Und das alles wurde von Hand in die Steine gemeißelt!
Erschlagen von den ganzen Eindrücken, machen wir im Schatten erst einmal eine Pause, trinken etwas und essen ein paar Chips. Josef und ich sind in ein Gespräch vertieft, als plötzlich etwas hinter uns im Gebüsch raschelt. Erschrocken drehen wir uns um, aber es ist nur ein Affe. Mit großen, runden Augen guckt er uns ganz unschuldig an. Auf einmal schießt er nach vorne und klaut uns unsere Tüte Chips, schnell verschwindet auf den nächsten Baum. Da sitzt er nun und schaut uns belustigend an, während er unsere Chips vertilgt. Aber wirklich böse können wir dem kleinen Racker N I C H T sein.
von Tanja Lindauer - 23.10.2011
Die Journalistin Tanja Lindauer lebt und arbeitet in Berlin. Sie ist von ständigem Fernweh geplagt und bereist mit dem Rucksack die Welt. Auf helles-koepfchen.de berichtet sie von ihrer Reise nach Indien.
Im zweiten Teil ihres Reiseberichts erzählt Tanja Lindauer von ihrem Aufenthalt in Jaipur, wo sie das Elefantenfest und den Palast der Winde besucht, über Agra zur weltberühmten Grabmoschee Taj Mahal nach Varanasi, der heiligsten hinduistischen Stadt. Dorthin pilgern viele Hindus, um sich im Fluss Ganges von ihren Sünden reinzuwaschen.
Tag 7 - Jaipur: Die rosa Stadt
Gestern haben wir einfach nur die Zeit genossen und sind etwas shoppen gewesen. Heute geht´s auch schon weiter nach Jaipur, der Hauptstadt von Rajasthan. Als Tor zum Wüstenstaat Rajasthan ist Jaipur, wie viele indische Städte, geprägt von einem regen Trubel und Gewusel: Kühe, Kamelkarren, wildgewordene Rikschafahrer (Rikschas sind zweirädrige Wagen, die von einem Menschen gezogen oder mit einem Fahrrad angetrieben werden), Fußgänger und jede Menge Touristen tummeln sich auf den Straßen.
Jaipur ist als "die rosa Stadt" bekannt. 1876 ließ Maharadscha Ram Singh nämlich die ganze Stadt rosa anstreichen. Diese Farbe symbolisiert die Gastfreundschaft und der Maharadscha wollte so König Edward VII. willkommen heißen. Als wir am Bahnhof ankommen, haben wir keine Ahnung, in welcher Richtung unser Hostel liegt. Also schnallen wir uns einfach die Rucksäcke auf und gehen los.
Sobald wir das Gebäude verlassen, kommt auch schon eine Horde Inder auf uns zu gerannt.:"Wo wollt ihr hin?", "komm, ich fahr dich mit meinem Taxi!" und "ich habe eine Rikscha! Kommt zu mir!" Mittlerweile kann uns so ein Ansturm aber nichts mehr anhaben und wir gehen ruhig an ihnen vorbei. Nur leider wissen wir ja N I C H T wohin. Es muss in der Nähe des Bahnhofs sein... Statt des Hotels finden wir in einer kleinen Seitenstraße versteckt eine Polizeistation. Wir halten uns an das Motto "Die Polizei, dein Freud und Helfer!" und fragen nach dem Weg.
Die Polizeistation besteht aus einer Bretterbude und zwei Polizisten, die geschäftig mit zwei Telefonen gleichzeitig hantieren. Wir werden angewiesen zu warten. Nach einer halben Stunde wird es uns doch zu bunt und wir fragen noch einmal nach. Endlich bewegt sich einer der Polizisten, wir zeigen ihm den Stadtplan und den Namen des Hostels. Wir müssen schmerzlich erfahren, dass viele Inder, und dazu gehört auch der Polizist, keinen Stadtplan lesen können.
Da aber alle Inder sehr höflich sind und helfen möchten, zeigen sie einfach in irgendeine Richtung. Noch denken wir uns nichts dabei und gehen in die vorgegebene Richtung, es stellt sich aber heraus, dass es genau die entgegengesetzte ist. Also geben wir auf und nehmen eine Fahrradrikscha. Endlich kommen wir am Hostel an. Aber was ist denn jetzt schon wieder? Es ist ausgebucht! In der Stadt findet das berühmte Elefantenfest statt. Also machen wir uns auf die Suche nach einer neuen Unterkunft. Nach einer weiteren Stunde werden wir endlich fündig. Wieder einmal völlig erschöpft schlafen wir an diesem Abend sehr schnell ein.
Tag 8 - Das Fest der Elefanten
Heute geht´s zum Elefantenfest, aber vorher schauen wir uns noch den Affentempel an. Eigentlich heißt der Tempel "Tempel des Sonnengottes" von Galta. Zum Tempel geht es 200 Meter steil bergauf, auf dem Weg dahin werden wir von vielen Affen neugierig beäugt, daher auch der Name Affentempel. Wir haben ein paar Leckereien für sie mitgebracht.
Auch die Affen, genauer gesagt die Rhesusaffen, sind in Indien heilig und dürfen N I C H T belästigt werden. Daher sind sie auch sehr oft in den Städten zu finden. Von hier oben hat man einen fantastischen Blick über die Stadt! Jetzt müssen wir uns aber beeilen, um das Festival nicht zu verpassen!
Ein lautes Trompeten verrät uns, dass wir am Ziel sind. Jede Menge Tänzer und Tänzerinnen, Musiker, Kamele und natürlich viele Elefanten sind hier zu sehen. Die Attraktion sind aber die Elefanten: Sie sind bunt bemalt und reich geschmückt. An diesem Tag wird der schönste Elefant gekürt und wir dürfen sogar einen von ihnen am Rüssel streicheln. Das fühlt sich ganz anders an als erwartet, irgendwie weich.
Nachdem die Show vorbei ist, machen wir uns auf zum Palast der Winde, dem "Hawa Mahal". Das rosa Gebäude wurde, wie sollte es auch anders sein, von einem Maharadscha gebaut, nämlich von Sawaj Pratap Singh. Seine Haremsdamen konnten so die Festumzüge ungestört beobachten. Die Fassade besteht aus 953 kleinen Fenstern. Dadurch zirkuliert die Luft ständig durch das Gebäude, wovon sich auch der Name ableiten lässt: "Hawa" bedeutet Wind und "Mahal" Palast.
Tag 9 - Holi: Die bunte Frühlingsfeier
Heute geht es schon wieder weiter nach Agra, um das berühmte Taj Mahal zu bewundern. Vorher wollen wir aber noch einmal kurz über den Basar schlendern.
Oh, das haben wir völlig vergessen! Uns kommen einige lachende, buntbesprenkelte Inder entgegen. Es ist Holi-Fest und schon werden auch wir mit Farbe beschmissen! Holi ist das Frühlingsfest in Indien. In manchen Gegenden dauert dieses Fest sogar zehn Tage! Es ist das "Fest der Farben" und man bestreut und befeuert sich gegenseitig mit Farben. Dabei ist es egal, welchem Stand, Geschlecht oder Alter man angehört. So kann zum Beispiel ein Bettler einen Polizisten bewerfen oder ein Mädchen einen alten Greis. Mit diesem Fest wird der Frühling begrüßt und der Sieg über die kalte Jahreszeit gefeiert. Und wir sind nun mittendrin. Da wir N I C H T von oben bis unten mit Farbe beschmiert in den Zug steigen wollen, machen wir uns schnell auf den Rückweg.
Tag 10 - Taj Mahal: Weltberühmte Grabmoschee
Endlich stehen wir davor, vor dem weltbekannten Taj Mahal!
Wir sind also in Agra, einer Stadt im Bundesstaat Uttar Pradesh, angekommen. Das Taj Mahal ist ein sehr berühmtes Mausoleum - also eine Grabmoschee - und das Wahrzeichen von Indien. Zudem ist es auch ein einzigartiges Symbol der Liebe. Bei der Geburt ihres 14. Kindes ist die Hauptfrau von Maharadscha Shah Jahan gestorben. Die Liebe zu ihr war so groß, dass er seiner Frau, der persischen Prinzessin Arjuman Bano Begum, dieses Bauwerk errichtete. Es gibt viele Legenden um die Grabmoschee. So wird sich beispielweise erzählt, dass allen Handwerkern nach Beendigung des Baus eine Hand abgehackt wurde, und alle Architekten wurden getötet, damit niemand das Taj Mahal nachbauen konnte. Eine gruselige Vorstellung! Genauso gruselig ist auch die Stadt. Alles ist grau, dreckig und riesige Müllberge türmen sich an jeder Ecke. Hier wollen wir definitiv N I C H T bleiben, und so machen wir uns noch am selben Tag auf zu unserem nächsten Reiseziel: Varanasi.
Jetzt sitzen wir am Bahnhof und warten auf unseren Zug. Der hat fünf Stunden Verspätung! Um uns die Zeit zu vertreiben, spielen wir einfach Karten. Wir sind so in unserem Spiel vertieft, dass wir zuerst gar nicht merken, dass sich um uns herum eine Menschentraube gebildet hat. Alle beobachten uns und wollen wissen, wer gewinnt. Inder sind wirklich sehr neugierig! Diese Aufmerksamkeit gefällt uns N I C H T , also packen wir die Karten schnell wieder ein. Nützt aber N I C H T S : Wir werden immer noch beobachtet. Die Inder warten darauf, was wohl als nächstes passiert. Josef schnappt sich eine Zeitung, ich ein Buch und wir geben vor zu lesen. In Wahrheit warten wir natürlich nur darauf, dass alle wieder gehen.
Endlich! Sie sind weg. In zwei Stunden kommt auch schon unser Zug, es ist jetzt schon ziemlich spät am Abend. Plötzlich werden wir von einem Polizisten angesprochen. Er möchte wissen, in welchem Abteil wir schlafen und ob wir alleine reisen. Er notiert sich alles und erklärt uns, dass die Fahrt von Agra nach Varanasi für Touristen gefährlich sein kann. Hier wird oft geklaut und viele schrecken auch N I C H T davor zurück, Touristen zu bedrohen.
Viele Menschen in Indien sind sehr arm und versuchen so, sich und ihre Familien zu ernähren. Auch viele Kinder sind sehr, sehr arm und müssen auf der Straße betteln. Touristen gelten im Allgemeinen als "reich", immerhin können sie es sich auch leisten zu reisen. Meistens werden Touristen auf der Zugstrecke aus diesem Grund beklaut. Etwas mulmig ist uns jetzt schon. Im Zug schließen wir unsere Rucksäcke an und kuscheln uns in unsere Schlafsäcke ein. Doch an Schlafen ist
G A R N I C H T zu denken, stündlich werden wir von Polizisten geweckt, die von uns wissen wollen, ob es uns gut geht und ob unser Gepäck noch da ist.
Tag 11 - Varanasi: Heilige Pilgerstadt am Ganges
Jetzt sind wir in Varanasi, der heiligsten hinduistischen Stadt angekommen. Varanasi liegt an dem bekannten Fluss Ganges. Viele Inder pilgern zum Ganges, um in ihm zu baden und sich so von allen Sünden reinzuwaschen. Viele kommen auch, um hier zu sterben. Hindus, also Anhänger der hinduistischen Religion, glauben, dass dann die Folge von Wiedergeburten verkürzt wird.
Am Morgen erkunden wir die Gegend, in der Luft liegt der Geruch von Sandelholz und verbrannten Toten. Ein paar Mal kommen uns Menschen mit blumengeschmückten Baren entgegen, sie tragen die Toten zum Ufer des Ganges. Und auch hier sehen wir die Auswirkungen des Holi-Festes, selbst Kühe wurden nicht verschont!
Es ist früh am Abend und wir lassen es uns N I C H T nehmen, eine Bootsfahrt auf dem heiligen Fluss zu machen. An einem der Ghats wartet auch schon unser Bootsfahrer auf uns. Vom Boot aus können wir die vielen Tempel bewundern. Etliche Treppen führen hinab zum heiligen Fluss, die so genannten Ghats, ungefähr 100 gibt es hier. Einige von ihnen sind für Touristen gesperrt und auch fotografieren ist N I C H T erlaubt. Hier werden die Toten verbrannt, die Asche wird anschließend im Ganges verteilt. An anderen baden die Menschen, sie halten sich die Nase zu und tauchen mit dem Oberkörper unter Wasser, andere beten. Der Bootsführer erzählt uns, dass das Wasser eine Selbstreinigungskraft besäße. Wir nicken freundlich, können uns das aber N I C H T wirklich vorstellen. Es wird immer wieder davor gewarnt, wie schmutzig der Ganges ist. Man sollte noch nicht einmal eine Zehenspitze in das Wasser halten. Inder scheinen aber immun dagegen zu sein?
Die Reise nach Indien wird auf jeden Fall unvergesslich bleiben - für uns geht es jetzt schon bald weiter nach Nepal. (Quelle beider Teile: helles-koepfchen.de - Bereich: Freizeit, Reisen, Events und Sport)