Die Geschichte der Fotografie

 

von Tanja Lindauer

 

Als "Entdecker der Fotografie" gelten die Franzosen Nicéphore Nièpce und Louis Daguerre, denn sie entwickelten die ersten technischen und chemischen Verfahren, um ein Motiv abzubilden. Am 22. November 1826 gelang es Nièpce erstmals, ein Bild dauerhaft und lichtbeständig festzuhalten. Die Technik wurde immer weiter verfeinert und verbessert. Im heutigen Zeitalter der digitalen Fotografie ist es schon fast undenkbar, Bilder mit einer Kamera zu machen, die noch einen Film hat. Erfahre in unserem zweiteiligen Artikel mehr über die faszinierende Geschichte der Fotografie.

 

Genau genommen ist es schwer zu bestimmen, wer denn nun der "eigentliche" Erfinder der Fotografie ist. Denn bereits in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts arbeiteten viele Forscher an deren Entwicklung. Allgemein gelten Nicéphore Nièpce und Louis Daguerre als die "Entdecker der Fotografie". Wichtige Voraussetzungen für die Fotografie waren aber auch Erfindungen, die schon lange vor ihrer Zeit gemacht wurden.

 

So baute der arabische Forscher Ibn al Haitham um 980 einen Kasten aus Holz, den er "Camera Obscura" taufte. Das ist Lateinisch und bedeutet so viel wie "dunkle Kammer". In die Vorderwand bohrte er ein kleines Loch und aus der Rückwand sägte er ein viereckiges Stück heraus. Über das viereckige Loch klebte er anschließend ein weißes Blatt Papier. Er schaute auf sein Blatt und war ganz verblüfft - dort war nämlich ein Baum abgebildet! Aber wo kam der nun her? Spukte es etwa? Natürlich 

N I C H T  ! Schnell entdeckte der Forscher den richtigen Baum, der sich vor seiner Kamera befand. Aber der Baum auf dem Papier war trotzdem anders, dieser wurde auf dem Papier nämlich kopfüber abgebildet. Und auch alles andere auf dem Papier stand Kopf, wie etwa Gräser.

 

Aber erklären konnte er sich das  N I C H T  . So viel er auch darüber nachdachte, er konnte keine Antwort finden. Leonardo da Vinci verstand später dann schon etwas besser, wie die Camera Obscura funktionierte. Allerdings wusste auch er  N I C H T  , wie man das Bild richtig herum drehen konnte. Im Mittelalter setzte man in das kleine Loch vorne eine Linse. In den nächsten Jahrhunderten rätselte man immer wieder über dieses Problem und es dauerte sehr lange, bis man schließlich eine Lösung fand. 1686 baute Johann Zahn eine kleinere Version der Camera Obscura, die man überall mit hinnehmen konnte. Er nahm einen Spiegel und baute ihn schräg im 45-Grad-Winkel zur Linse in den Kasten ein - und schon wurde das Bild richtig herum abgebildet. Viele Architekten und Künstler benutzten die Camera Obscura zum Zeichnen, denn das Bild, das man auf dem Papier sah, konnte man nun einfach abpausen.

 

Die ersten Bilder in der Geschichte

 

Joseph Nicéphore Nièpce (1765 - 1833) war der erste Erfinder, dem es gelungen ist, Bilder auf eine lichtempfindliche Schicht zu werfen. Dies schaffte er mithilfe der "Camera Obscura" - dem Apparat, mit welchem man Bilder auf einer Fläche ablichten kann. Ihm gelang es, die Bilder dann auf Chlorsilberpapier zu bannen. Leider waren die Bilder noch 

N I C H T  lichtbeständig - das bedeutet, nach kurzer Zeit verblassten sie wieder und bald darauf war kaum noch etwas zu erkennen.

 

Nièpce überlegte also, wie er es schaffen könnte, ein Bild dauerhaft festzuhalten. Er kam auf die Idee, Asphalt als Schicht zu benutzen, der bekanntlich sehr hart werden kann. Er löste den Asphalt in Petroleum auf. Die daraus entstandene Lösung trug er auf eine Zinnplatte auf. Der belichtete Asphalt wurde hart, den unterbelichteten Asphalt konnte man mit einem Lösungsmittel entfernen. So entstand eine Vorlage, mit dessen Hilfe man ein Bild anfertigen konnte. Dabei wurden die vom Asphalt befreiten Stellen graviert.

 

1826 gelang es Nièpce dann endlich, mit diesem Verfahren ein Bild herzustellen, das  N I C H T  wieder verblasste. Auf dem Bild ist der Blick aus seinem Arbeitsfenster in Chalon-sur-Saône zu sehen. Natürlich steckte in diesem Erfolg jahrelange harte Arbeit. Und das Bild war eine Sensation! Er hatte es tatsächlich geschafft, ein Motiv auf einem Bild festzuhalten. Bisher war es aber nur möglich, nichtbewegliche Objekte zu fotografieren, da die Belichtungszeit noch viel zu lang war - sie konnte bis zu acht Stunden dauern. Nièpce konnte somit weder Menschen noch Tiere fotografieren, denn wer will schon acht Stunden stillhalten. Bald schon erfuhr der Theatermaler Louis Jaques Mandé Daguerre (1787 - 1851) von Nièpces Arbeit und war fasziniert von dessen Fortschritten. 1829 wurden die beiden Partner und überlegten zusammen, wie man die Belichtungszeit verkürzen könnte.

 

Versuche mit der Belichtungszeit

 

Mit der Belichtung meint man in der Fotografie die Zeitspanne, in der beispielsweise ein Fotofilm, eine Platte wie bei Nièpce oder der Sensor bei Digitalkameras dem Licht ausgesetzt wird. Meistens wird die Dauer in Sekunden angegeben. Heute kann man mit verschiedenen Belichtungszeiten ganz verschiedene Bildwirkungen erzielen. Musste Nièpce sein Bild noch acht Stunden belichten, um überhaupt ein Ergebnis zu erzielen, so braucht man heute nur wenige Sekunden. Heute spricht man bereits von einer Langzeitbelichtung, wenn man mehrere Sekunden oder Minuten den Sensor oder einen Film belichtet. Die Motive verwischen in diesen Fotos dann aufgrund der Bewegungen und so können sehr kunstvolle Bilder entstehen.

 

Jahrelang versuchten Nièpce und Daguerre, ein bewegtes Objekt festzuhalten. Ihre Geduld sollte sich schließlich bezahlt machen. Jedoch starb Nicéphore Nièpce bereits im Jahr 1833, sodass er Daguerres Fortschritte  N I C H T  mehr mitfeiern konnte. 1837 entdeckte Daguerre, dass man mit einer kurzen Belichtung einer Jodsilberplatte ein  N I C H T  sichtbares (man nennt dies auch "latentes") Bild erzeugen konnte. Er musste den Vorgang aber abbrechen, da das Wetter zu schlecht war. Er packte die Platte in seinen Chemikalienschrank. Später holte er sie wieder hervor und war sehr überrascht: Man konnte doch tatsächlich ein Bild erkennen! Aber was war in seinem Schrank passiert?

 

Des Rätsels Lösung

 

Irgendetwas musste bewirkt haben, dass die Belichtungszeit verkürzt wurde. Also machte sich Daguerre daran, dem Rätsel auf den Grund zu gehen. Er machte immer wieder ein Foto, legte die Platte in den Schrank und entfernte dabei stets eine neue Chemikalie. Auf diese Weise wollte er herausfinden, welche Chemikalie für den Prozess verantwortlich war. Schon wieder wurde seine Geduld auf die Probe gestellt. Zum Schluss waren im Schrank nur noch ein paar Topfen Quecksilber übrig, die er versehentlich verschüttet hatte. Das war die Lösung: Quecksilber! Er behandelte die Fotoplatten also nun mit Quecksilberdämpfen und konnte damit die Belichtungszeit wesentlich verkürzen. Das Bild fixierte er anschließend mit einer Kochsalzlösung, damit es  N I C H T  verblasste.

 

Ihm gelang es, mit diesem Verfahren die Belichtung auf 20 Minuten zu reduzieren. Im Vergleich zu acht Stunden war das schon mal um einiges kürzer! Er machte weitere Versuche und schaffte es, im Sommer die Zeit auf vier Minuten und im Winter auf 15 Minuten zu verkürzen - die Unterschiede sind auf die Sonnenstunden und den Stand der Sonne zurückzuführen. Daguerre und Isidore Nièpce, der Sohn des bereits verstorbenen Partners, schlossen 1839 einen Vertrag mit der französischen Regierung.

 

Die Regierung hatte damit die Rechte an dem Verfahren erworben und sie übergaben die Erfindung Öffentlichkeit, damit jeder davon profitieren konnte. Dieses Verfahren wurde unter dem Namen "Daguerreotypie" bekannt. Die beiden Erfinder erhielten für den Verkauf der Daguerreotypie an die Regierung eine Rente, von der sie gut leben konnten. Allerdings konnte man von diesen Bildern noch  K E I N E  Abzüge machen, so wie wir es heute kennen. Jedes Bild war also ein Einzelstück, ein Unikat. Diesem Problem sollte sich Herr Henry Fox Talbot widmen.

 

Wie kam es, dass man mehrere Abzüge von Fotos machen konnte? Wann entstanden die ersten Farbfotos, wer erfand die ersten Kleinbildkameras und inwiefern hat die Entwicklung der Digitalkamera die Fotografie revolutioniert? Im zweiten Teil des Artikels erfährst Du mehr über die Geschichte der Fotografie.

 

DIE GESCHICHTE DER FOTOGRAFIE - TEIL 2

 

von Tanja Lindauer

 

Im ersten Teil hast Du erfahren, wie die ersten Fotos entstanden sind und durch welche Entdeckungen die Technik der Fotografie immer weiterentwickelt wurde. Doch wie kam es, dass man mehrere Abzüge von Fotos machen konnte? Wann entstanden die ersten Farbfotos, wer erfand die ersten Kleinbildkameras und inwiefern hat die Entwicklung der Digitalkamera die Fotografie revolutioniert?

 

Der englische Wissenschaftler Henry Fox Talbot überlegte sich, wie man von einem Bild mehrere Abzüge machen könnte - zwar hatten im 19. Jahrhundert viele Forscher und Entdecker die Technik der Fotografie bereits um einiges weiterentwickelt. Aber bisher konnte man von Fotos immer nur ein Exemplar entwickeln. Wenn aber nun ein besonders schönes Bild beschädigt war, konnte man  K E I N  neues machen.

 

Mit der so genannten Kalotypie, einem "Negativ-Positiv-Verfahren", schaffte Henry Fox Talbot es 1840  E R S T M A L S  , Abzüge eines Bildes zu erstellen. Bei dem Negativ-Verfahren wird Dunkles hell und Helles dunkel dargestellt - Du kennst das vielleicht noch von den "Negativen", von denen man vor den Zeiten der Digitalfotografie und des Scannens Abzüge gemacht hat, um weitere Exemplare des gewünschten Fotos zu erhalten. In einem nächsten Schritt wird dieser Prozess nämlich noch einmal umgekehrt, um ein Bild zu erhalten, das das fotografierte Objekt genauso zeigt, wie wir es sehen. Das nennt man dann Negativ-Positiv-Verfahren. Allerdings war die Qualität im Vergleich zum Originalbild anfangs noch ziemlich schlecht.

 

Dieses Problem konnte dann Frederick Scott Archer lösen. 1851 schaffte er es, mithilfe seines so genannten "Nassen Kollodiumverfahrens" Abzüge in guter Qualität erstellen. Kollodium wird gewonnen, indem man Baumwolle in Äther auflöst. Damit trug man das lichtempfindliche Material, das so genannte "Silberhalogenid", auf eine Glasplatte auf. Die Bilder waren nun deutlich zu erkennen und man sah sie genauso gerne an wie das Original. Allerdings war es extrem aufwendig, einen Abzug zu erstellen. Denn Kollodium ist sehr klebrig, außerdem trocknet es schnell an der Luft und wird hart. Die Fotografen mussten also immer ein Belichtungszelt dabei haben, um das Bild direkt zu entwickeln. Das war natürlich ganz schön umständlich. Und man musste Einiges mit sich herumtragen, wenn man Fotos machen wollte! 1871 gelang es Leach Maddox, das Verfahren weiter zu verfeinern. Mit einer Bromsilber-Gelatine-Schicht schaffte er es, eine Trockenplatte zu entwickeln.

 

Erfindung des "rollenden Films"

 

Mit den Platten zu fotografieren war aber immer noch sehr umständlich - und besonders praktisch ist es ja auch nicht, immer Platten mit sich herumzutragen, um ein Foto zu machen. Für jedes Bild benötigte man eine neue Platte. Stell dir vor, jemand wollte früher vielleicht 20 Bilder schießen - dann hätte er ganz schön viel Gewicht tragen müssen. Das dachte sich auch George Eastman, der Gründer der Kodak-Firma, und so entwickelte er 1889 zusammen mit seinem Partner den Rollfilm. Dadurch wurde es ganz einfach, mehrere Bilder hintereinander zu fotografieren.

 

Seine Überlegungen gingen auch noch weiter: Viele Menschen wollen einfach nur schöne Bilder machen, haben dann aber wenig Lust, so viel Zeit mit der Entwicklung zu verbringen, die zudem auch ganz schön teuer ist, weil man ja auch Chemikalien zum Entwickeln braucht. Er erfand eigene Kameramodelle und bot den Fotografen an, die Bilder für sie zu entwickeln. Wenn man also den Film vollgeknipst hatte, schickte man ihn samt Kamera an Kodak und man erhielt die Fotos sowie die Kamera nach ungefähr einem Monat mit einem neuen Film zurück. Allerdings war die Kamera für damalige Verhältnisse ziemlich teuer und nur wenige Menschen konnten sich das überhaupt leisten.

 

Die ersten Farbfotos

 

Der schottische Physiker Clerk James Maxwell gilt als Erfinder der Farbfotografie - bereits 1855 konnte er Farbbilder erzeugen. Dafür legte er eine schwarz-weiße Platte in seine Kamera und machte von dem Objekt drei Fotos hintereinander. Für das erste Foto verwendete er einen Rotfilter, für das zweite einen Gelbgrünfilter und für das letzte Bild einen Blaufilter, die er vor der Linse anbrachte. Von jedem Bild wurde ein durchsichtiges Foto angefertigt, ein "Diapositiv". Die Dias steckt er dann in Projektoren, die auch wieder diese Farbfilter hatten. Dann musste er die drei Bilder nur noch auf der Wand, auf der sie projiziert wurden, übereinander bringen - und schon hatte er ein farbechtes Bild. Aber erst mit der Erfindung der Brüder Auguste und Louis Lumière konnte die Farbfotografie einen großen Sprung nach vorne machen.

 

Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckte Louis Lumière die lichtfilternde Eigenschaft von Kartoffelstärke. Mit dem "Autochrome-Prozess" konnten farbige Fotos erzeugt werden. Die Autochrom-Platten arbeiteten mit orangeroten, grünen und violetten Stärkekörnchen und einer Bromsilber-Gelatine-Emulsion. Die Stärkekörnchen wirkten dabei wie ein Filter. Dieses Verfahren ermöglichte es, ein Farbbild mit nur einer Aufnahme zu machen. Allerdings war die Belichtungszeit bei diesem Verfahren wieder sehr lang. Lumière präsentierte seine Erfindung am 10. Juni 1907 in Paris. Der erste Farbfilm wurde aber erst 29 Jahre später von Agfa entwickelt.

 

Die ersten Kleinbildkameras

 

Bis dahin musste man noch große und schwere Kameras mit sich herumtragen, um ein Bild zu machen. Die Lichtempfindlichkeit der Filme wurde aber immer weiter verbessert und so war es Anfang des 20. Jahrhunderts möglich, Kleinbildkameras herzustellen. 1905 versuchte sich bereits Oskar Barnack daran, das Negativ-Format zu verkleinern, um dann nachträglich die Fotos zu vergrößern. Er war Entwicklungsleiter bei Leica und 1915 gelang es ihm, die erste Kleinbildkamera zu entwerfen. Da aber der Erste Weltkrieg begonnen hatte, musste die Entwicklung noch etwas auf sich warten lassen.

 

1925 war es dann endlich so weit und die erste Leica-Kamera wurde der Öffentlichkeit präsentiert. Die Kamera hatte ein Objektiv mit 50 Millimetern Brennweite, dies sollte ein Standard werden und viele andere Kamerahersteller bauten ebenfalls Kameras mit solch einem Objektiv. In den 1950er Jahren wurden dann die ersten Spiegelreflexkameras entwickelt. Bei diesen Kameras ist ein Spiegel eingebaut, der das Licht reflektiert. Der Spiegel klappt beim Auslösen zu Seite und so kann der Lichtstrahl den Film belichten. Und auch der Blitz vereinfachte das Fotografieren maßgeblich.

 

Die Revolution der digitalen Fotografie

 

Im Laufe der Zeit wurde die Technik der Kameras immer weiter verfeinert und immer mehr Elektronik wurde in die Apparate eingebaut. Canon präsentierte beispielsweise 1963 die erste Kamera, die automatisch scharf stellen konnte. Auch das war wieder einmal eine kleine Sensation! Und schon zehn Jahre später wurde von Rollei eine Kamera gebaut, die noch viel mehr konnte als das - mit diesem Apparat wurde dem Fotografen viel Arbeit abgenommen: Er wählte automatisch die richtige Blende oder Verschlusszeit.

 

Ende des 20. Jahrhunderts wurden schließlich immer mehr Kameras digitalisiert - das bedeutet, die Filmrollen wurden nun überflüssig. Die Digitalkameras stellten erneut eine wahre Revolution in der Technik der Fotografie dar: Die Fotos werden hierbei auf digitalen Datenträgern, also auf Speicherkarten, gespeichert. Dabei spart man ziemlich viel Geld, weil man sie nun nicht mehr entwickeln lassen muss, sondern einfach auf den Rechner laden kann. Zudem kann man so viele Bilder schießen, wie man möchte und muss nicht darauf achten, dass man den Film zu schnell vollmacht. Ein weiterer großer Vorteil ist, dass man das Ergebnis bei den modernen digitalen Kameras direkt prüfen kann. Warten wir einmal ab, was in Zukunft noch möglich sein wird. (helles-koepfchen.de - Bereich: Wissen, Technik)

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