„SEHE DAS MENSCHLICHE IM STEIN“

 

Kunst: Polizeioberkommissar Gerd Binder aus Friesoythe ist Maler und Bildhauer – Autodidakt

 

Seine Acrylbilder und die Stelen aus Sandstein hat er schon in Ausstellungen gezeigt. Er arbeite figurativ, umschreibt der Friesoyther seinen Stil.

von Heinz-Josef Laing


Friesoythe - „Ich bin ein kreativer Typ“. Mit dieser überzeugend klingenden Selbsteinschätzung liegt Gerd Binder (48) aus Friesoythe goldrichtig. Das großformatige vielfarbige Bild auf seiner Staffelei ist zwar unfertig, lässt jedoch erahnen, dass da jemand am Werk ist, der sein Handwerk bis zur Perfektion beherrscht.

Gerd Binder ist Polizeioberkommissar – und Künstler,  K E I N  Hobbykünstler, wie der Friesoyther betont: „Ich betreibe das mit sehr großer Ernsthaftigkeit.“ Impulsgeber für seine künstlerischen Aktivitäten war vor gut acht Jahren die Suche nach Gartenkunst. Binder suchte nach besonderen schönen Objekten, um die Grünanlagen an seinem Wohnhaus in Friesoythe zu verändern. „Die meiste Gartenkunst war 

N I C H T  bezahlbar“, erinnert sich der Polizeibeamte. Schließlich stieß er in Oldenburg „auf einen Haufen Sandsteine.“ Binder kaufte die Steine – und legte damit den Grundstock für seine Karriere als Künstler.

Heute ist Gerd Binder ein gefragter Maler und Steinbildhauer. Mit Ausstellungen in Oldenburg, Wilhelmshaven, Lingen, Osnabrück, Dortmund und Göttingen hat er auf sich und seine Werke aufmerksam gemacht. In der Künstlergruppe „Kunst in der Polizei“ tauscht er sich mit Kollegen aus, trifft sich mit Malern und Bildhauern.

„Ich arbeite eher figurativ“, umschreibt er seinen Stil, mit dem er sich nicht auf eine spezielle Kunstrichtung festlegt. Gerd Binder ist Autodidakt. In speziellen Kursen hat er sein Können und Wissen in den Bereichen Malen und Bildhauen vertieft. Skulpturen entstehen aus Sandstein, Granit und manchmal auch aus Eisen. Seine Bilder malt und spachtelt er mit Acrylfarben.

In der Anfangszeit hat er viel versucht und ausprobiert. Schnell hat Gerd Binder seinen Weg gefunden, seinen besonderen eigenen Stil kreiert. „Ich sehe eher das Menschliche im Stein“. Wenn Gerd Binder diesen Satz sagt, sind Nachfragen provoziert. Mit Hammer und Meißel macht sich der Bildhauer an die Arbeit. Der Stein wird zum imaginären Freund, jedenfalls für den Moment. Ob am Ende nach stundenlangem Einsatz der schweren Werkzeuge wirklich vorzeigbare Kunst herauskommt, weiß Gerd Binder zunächst  N I C H T  : „Das entwickelt sich während der Arbeit. Ich bin da völlig unbelastet und lasse die Dinge auf mich zukommen.“ Am Ende hat Binder aus dem Stein eine gut meterhohe Stele geschlagen: Kunst für den Außen- und Innenbereich. Doch damit ist das Werk  N I C H T  vollendet. Jetzt wird geschliffen und poliert. Binder: „Die Maserung des Steins, die bedeutend ist für die Ausdruckskraft des Objektes, kommt erst zur Geltung, wenn der Bildhauer intensiv und ausdauernd poliert.“

In seinem Wohnhaus hat Gerd Binder ein kleines Atelieler eingerichtet. Hier steht die Staffelei, hier malt er seine Bilder. In Harbern I am Küstenkanal hat er seine zweite „Werkstatt“. In der Atelierwerkstatt seiner Künstlerkollegin Renate Ruck aus Oldenburg kann er ungestört die Steine bearbeiten.

In Friesoythe will sich Gerd Binder nun stärker für die Kunst engagieren. Gemeinsam mit Schmied und Metalldesigner Alfred Bullermann und weiteren kreativen Köpfen aus der Gegend will er einen Kunstverein auf die Beine stellen. In der nächsten Woche findet ein erstes Treffen in der Bullermann-Schmiede statt. Binder: „Das dient dem Austausch. Wir möchten Künstler aus dem Nordkreis zusammenbringen, Workshops organisieren und Kunstaktionen veranstalten.“  (Quelle: Nordwest Zeitung - 26.11.11)

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