MIT DEM SCHIFF IN EIN NEUES LEBEN

 

Auswanderer Regina Schnetzer-Hüffer aus Friesoythe lebt seit 1953 in den USA

 

Sie wagte mit 19 Jahren den Schritt in die Ferne und fand in Cincinnati eine Heimat. 1958 lernte sie dort ihren Mann Manfred kennen.

von Carsten Bickschlag


Friesoythe - Es war das Jahr 1953. Regina Hüffer aus Friesoythe war erst 19 Jahre alt, als sie ganz alleine in Bremerhaven ein Schiff bestieg. Ziel: New York. Ein Jahr zuvor legte der 17-jährige Manfred Schnetzer aus Süddeutschland mit der Mutter und drei Geschwistern an gleicher Stelle mit der MS „America“ ab. Ziel: New York. Dass sich die Wege der beiden nur wenige Jahre später in Cincinnati kreuzen und sie für immer ein Paar werden würden, ahnten sie auf der langen Seereise zwischen Deutschland und den USA natürlich  N I C H T  . Heute, rund 60 Jahre später, besuchen die beiden Auswanderer ihre alte Heimat, sitzen bei Reginas Verwandten Lore Hüffer in Friesoythe im Esszimmer und erzählen akzentfrei auf Deutsch von Stationen ihres aufregenden Lebens.


Verlobung in Friesoythe

 

Regina Schnetzer-Hüffer (78) machte sich damals von New York aus direkt auf den Weg zu ihrem in Cincinnati wohnenden Onkel. Manfred Schnetzer folgte 1955. Als der gebürtige Friedrichshafener (Bodensee) 1958 zum Militär eingezogen wurde, kam es zum ersten Kontakt zu seiner jetzigen Ehefrau. „Beim Militär war man sehr einsam. Daher fragte ich die Freundin meines Bruders und gleichzeitig Arbeitskollegin von Regina, ob sie nicht einen Kontakt herstellen konnte“, erzählt der 76-Jährige. Die Freundin konnte – und so entwickelte sich zunächst eine Brieffreundschaft zwischen den beiden. Nach zwei Monaten hatten sie sich dann das erste Mal gesehen. „Es hat sofort geknistert“, sagt die ehemalige Friesoytherin. 1960 wurde eine große Verlobungsfeier ausgerichtet – in Friesoythe. Geheiratet wurde ein Jahr später, dann allerdings in ihrer neuen Wahlheimat Cincinnati im Bundesstaat Ohio.

Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor, sie sind 13-fache Großeltern. Familie hat ohnehin immer eine große Rolle im Leben der beiden Auswanderer gespielt – und tut dies auch heute noch. Der Kontakt zu den Verwandten ist ihnen wichtig.  N I C H T  N U R  in den USA. Auch die Verbindung zu Deutschland ist stabil. Alle drei Jahre reisen die beiden Rentner in die alte Heimat, um die Familie zu besuchen. Schnetzer-Hüffer: „Bei meinen Verwandten hier im Norden sind wir immer herzlich willkommen.“

Eine Rückkehr kommt für sie aber  N I C H T  in Frage. Zu sehr seien sie in ihrer Wahlheimat verwurzelt. Die Eingewöhnung sei damals auch 

N I C H T  sehr schwer gefallen, denn „Cincinnati ist sehr Deutsch, etwa jeder zweite dort hat deutsche Wurzeln“.

Sie und ihr Mann sind auch sehr stolz auf ihre Wurzeln. Sie halten deutsche Traditionen aufrecht. Sie engagieren sich zum Beispiel in der Kolpingfamilie Cincinnati, feiern Schützenfest mit Adlerschießen und Schützenkönig und setzen sich auch sonst für den Erhalt deutschen Brauchtums ein. Manfred Schnetzer ist sogar Vizepräsident der Deutsch-Amerikanischen Bürgerliga Cincinnati, die die deutsche Kultur wahrt und fördert. Die Bürgerliga wurde 1995 gegründet und ist der Dachverband von mittlerweile 32 deutsch-amerikanischen Vereinen.


Koffer in Bremerhaven

 

Manfred Schnetzer hat übrigens noch einen Koffer in Bremerhaven – im Deutschen Auswandererhaus. Er wurde zwei Jahre vor der Eröffnung gefragt, ob er  N I C H T  noch Dinge aus der ersten Zeit in den USA hätte. Also holte er seinen kleinen Koffer von damals heraus, packte seinen Pfadfinderhut, einen Rechenschieber, alte Bilder und seine Bordkarte hinein und schickte das Paket nach Bremerhaven. Zur Eröffnung des Auswandererhauses im Jahr 2007 kam das Paar aus Cincinnati persönlich. Der Koffer samt Lebensgeschichte ist noch immer Teil des Museums.

Den ersten Teil ihrer diesjährigen Deutschlandreise – der Besuch der Hüffer-Familie – ist beendet, jetzt machen sie sich auf nach Süddeutschland, um die Schnetzer-Familie zu besuchen. Bevor es dann wieder in die USA geht, erfüllen sich die beiden noch einen Traum: Sie werden von Nürnberg aus bis Budapest die Donau bereisen. Ein Traum, der wie der in den 1950er Jahren mit einem Schiff zu tun hat. (Quelle: Nordwest Zeitung - 19.5.12)

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