Vor etwa 30 Jahren stellte man fest, dass der Waldbestand in Deutschland extrem geschädigt ist. Große Waldflächen wiesen starke Schäden auf, viele Bäume waren abgestorben. Vor allem Nadelbäume wie Fichten in den Mittelgebirgen waren davon betroffen. Es wurde sogar gemutmaßt, dass es in einigen Jahren in vielen Gebieten keinen Wald mehr geben wird. Als Ursache für dieses Szenario galt in erster Linie die Luftverschmutzung. Zwar ist das befürchtete Waldsterben ausgeblieben, aber die Waldbestände haben sich jahrelang nicht erholt. Wie ist die Situation unseres Waldes heute? Warum ist es überhaupt so wichtig, dass die Wälder gesund sind?
Jedes Jahr veröffentlicht das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) einen Bericht über den Wald in Deutschland, den so genannten Waldzustandsbericht. Darin wird beschrieben, ob und wie stark der Wald sich verändert hat, in welchen Gebieten es Schäden gibt und welche Baumarten besonders davon betroffen sind.
Doch was ist ein Wald eigentlich? Sind es einfach nur viele hohe Bäume auf einer großen Fläche? Laut Bundeswaldgesetz ist ein Wald "jede mit Forstpflanzen bestockte Grundfläche", dazu gehören auch Waldwege, Lichtungen, Waldwiesen oder Holzlagerplätze. Doch der Wald ist mehr als das. Er ist ein komplexes Ökosystem, was bedeutet, dass in ihm verschiedenste Pflanzen und Lebewesen zusammenleben und voneinander abhängig sind.
Waldfläche in Deutschland
Deutschland gehört wie Schweden und Finnland zu den Ländern der Europäischen Union, die sehr viele Waldflächen haben. Laut aktuellem Waldbericht der Bundesregierung sind es 11,1 Millionen Hektar (ein Hektar sind 10.000 Quadratmeter, als Vergleich: Ein Fußballfeld hat 7.140 Quadratmeter). Das sind ungefähr 31 Prozent (nahezu ein Drittel) der Fläche von Deutschland. Doch nicht in jedem Bundesland gibt es viel Wald. So hat Rheinland-Pfalz mit 42,1 Prozent der Landesfläche den meisten Waldanteil, während es in Schleswig-Holstein nur etwa zehn Prozent der gesamten Landesfläche sind.
Man unterscheidet zwischen Laubwald, Nadelwald und einer Mischung von beidem, dem Mischwald. Der deutsche Wald besteht zu rund 40 Prozent aus Laubbäumen und zu rund 58 Prozent aus Nadelbäumen. Der Rest, etwa zwei Prozent, besteht aus den schon oben erwähnten Lichtungen, Waldwegen, Holzlagerplätzen oder Forstbaumschulen. Den größten Anteil an der Waldfläche in Deutschland haben Fichten (28,2 Prozent der Waldfläche aller Baumarten). Danach folgen Kiefern (23,3 Prozent), Buchen (14,8 Prozent) und Eichen (9,6 Prozent).
Wichtige Aufgaben des Waldes
Zum einen beheimaten unsere Wälder zahlreiche Tierarten wie zum Beispiel Rotwild, Wildschweine, Füchse, Dachse, Eichhörnchen sowie viele Vogelarten und Insekten. Außerdem bietet uns der Wald die Möglichkeit, sich in einer schönen und natürlichen Umgebung zu erholen und die Ruhe zu genießen. Auch sportliche Aktivitäten wie Radfahren, Wandern, Joggen oder Klettern sind in ihm möglich. Daneben hat der Wald jedoch noch andere, sehr wichtige Funktionen.
So besteht die Nutzfunktion beispielsweise darin, Holz zu liefern. Dieses Holz wächst in unseren Wäldern stetig nach und ist ein vielseitig einsetzbarer Rohstoff für beispielsweise Möbel, den Hausbau oder die Papierherstellung. Jedes Jahr produziert der deutsche Wald ungefähr 57 Millionen Kubikmeter Holz (ein Kubikmeter sind 1.000 Liter, zum Vergleich: In eine normale Badewanne passen ungefähr 200 Liter). Neben dem Holz bietet der Wald aber noch andere Dinge, die man ernten kann - Beispiele sind Pilze, Beeren oder Kräuter.
Weiterhin übt der Wald eine Schutzfunktion aus. So verhindert er, dass Regen und Wind den Erdboden einfach wegspülen. Je mehr Wurzeln die Bäume im Boden haben, desto besser können diese das Erdreich an Ort und Stelle halten. Denn das Wegspülen und Abtragen der Erde, auch Bodenerosion genannt, zerstört den Lebensraum vieler Pflanzen und Tiere. In Gebieten, in denen viel Schnee liegt, kann ein Wald zudem verhindern, dass große Schneemassen sich lösen und den Berg hinunterrutschen. Solche Lawinen können enorme Schäden an Häusern anrichten und sind auch eine große Gefahr für Skifahrer und Wanderer. Darüber hinaus sorgt ein Wald dafür, dass der Boden nicht so schnell austrocknet. Ein Quadratmeter Waldboden speichert bis zu 200 Liter Wasser, also ungefähr eine Badewanne voll. Neben der Wasserspeicherung ist der Waldboden ein guter Filter und sorgt somit auch für ein besseres Grundwasser.
Die grüne Lunge
Der Wald hat eine große Auswirkung auf unsere Luft und damit das Klima, in dem wir leben. Wälder filtern Schmutz - also Gase, radioaktive Stoffe und Staub - aus der Luft. Je mehr Blätter ein Wald hat, desto besser ist auch die Filterleistung. Die gereinigte, frische Luft gelangt auch in die Städte und verbessert ebenso dort das Klima. Je stärker jedoch die Luftverschmutzung durch schädliche Abgase ist, desto größer ist auch die Belastung für Wälder und Waldböden.
Wälder werden immer wieder als die "grüne Lunge" bezeichnet. Mit diesem Begriff wird umschrieben, dass die dort beheimateten Pflanzen und Bäume Sauerstoff produzieren, den Menschen und Tiere zum Atmen brauchen. Der Sauerstoff entsteht bei einem Prozess, der Photosynthese genannt wird. Bei diesem Prozess nehmen die Blätter durch winzige Öffnungen Kohlendioxid aus der Luft auf. Umgekehrt geben Menschen und Tiere beim Ausatmen Kohlendioxid an die Umwelt ab. Gleichzeitig wird Wasser aus dem Boden über die Wurzeln in die Pflanzen transportiert. Das Wasser und das Kohlendioxid werden mithilfe des grünen Farbstoffes in den Blättern (Chlorophyll) und mit der Energie der Sonneneinstrahlung zu Sauerstoff und Kohlenhydraten verarbeitet.
Während die Kohlenhydrate in der Pflanze weiter verarbeitet werden und sie dadurch wachsen kann, wird der Sauerstoff an die Umwelt abgegeben, sodass Menschen und Tiere ihn wiederum einatmen können - das Ganze ist also ein ständiger Kreislauf. Bei Atmungs- und Zersetzungsprozessen benötigen zwar auch Pflanzen selbst eine bestimmte Menge an Sauerstoff, dennoch sind sie ein entscheidender Sauerstoffproduzent für Mensch und Tier. An diesem Beispiel kann man erkennen, wie wichtig der Wald für uns ist. Nicht zuletzt wegen dieser wichtigen Funktionen sollte uns das Wohlergehen des Waldes am Herzen liegen.
Waldsterben und Waldzustandsbericht
Dem Wald geht es jedoch seit einigen Jahrzehnten nicht gut. Bereits in den 1980er Jahren wurde ein Waldsterben befürchtet, als durch die Errichtung großer Fabriken immer mehr Schadstoffe wie Schwefeldioxid in die Luft gelangten und dazu führten, dass viele Waldbestände erkrankten. Besonders betroffen waren Nadelbäume wie Fichten und Tannen in den Mittelgebirgen wie Harz oder Erzgebirge. Zwar ist das damals befürchtete Waldsterben nicht eingetreten, aber seitdem ist der Wald - derzeit ungefähr jeder zweite Baum in Deutschland - krank.
Das geht aus dem jährlichen Waldzustandsbericht der Bundesregierung hervor, der über die Situation des deutschen Waldes aufklärt. In diesem Bericht werden die Schäden anhand des Zustands der Baumkronen - also der beblätterten Bereiche eines Baumes - klassifiziert. Dabei wird in fünf Schadstufen eingeteilt:
Bei der Schadstufe 0 beträgt der Verlust/ die Schädigung der Blätter oder Nadeln höchstens 10 Prozent, bei Schadstufe 1 bis zu 25 Prozent, bei Schadstufe 2 bis zu 60 Prozent und bei Schadstufe 3 entspricht er 61 bis 99 Prozent. Bei Schadstufe 4 liegt mit 100 Prozent ein vollständiger Blattverlust vor. Ab Schadstufe 2 spricht man bereits von einer schweren Schädigung.
Im Jahr 2008 wurden 26 Prozent aller Bäume (also etwa ein Viertel) den Schadstufen 2 bis 4 zugeordnet und gelten damit als schwer geschädigt. 43 Prozent zählten zur Schadstufe 1 und nur bei 31 Prozent der Bäume war kein (oder nur ein sehr geringer) Nadel- oder Blattverlust sichtbar (Schadstufe 0). Besonders schlimm betroffen sind die Eichen. Mehr als die Hälfte dieser Laubbaumart hat im vergangenen Jahr über 25 Prozent ihrer Blätter verloren und gilt somit als schwer krank. Hingegen haben sich die Buchen im Vergleich zu 2007 etwas erholt. Während damals noch 39 Prozent der Kronen verlichtet waren, also viele Blätter verloren hatten, waren es 2008 nur noch 30 Prozent.
Ursachen für die Zerstörung der Wälder
Die Ursachen für das damals befürchtete Waldsterben und die noch immer geschädigten Waldbestände sind vielfältig. In erster Linie ist es die Luftverschmutzung, die durch Abgase (Stickstoffoxide, Kohlendioxid und Schwefeldioxid) aus Kohlekraftwerken und Autos verursacht wird. Diese Schadstoffe lösen sich im Regenwasser, wandeln sich dort zu Säuren und gelangen als so genannter "saurer Regen" in den Boden. Der saure Regen ist ein Niederschlag, der einen sehr niedrigen pH-Wert hat, also sauer ist (der "normale" pH-Wert liegt bei 7). Dieser "versäuert" den Boden und vernichtet dort zum einen die für Pflanzen wichtigen Nährstoffe und verunreinigt zum anderen das Grundwasser, das wiederum in die Gewässer fließt. Auch durch den Einsatz von Stickstoffdünger und Gülle in der Landwirtschaft werden die Böden immer saurer.
Darüber hinaus zählen nach Meinung einiger Wissenschaftler auch ein fehlerhafter Anbau sowie die Altersstruktur der Waldbestände zu den Ursachen des Waldsterbens. Problematisch seien auch Schädlingsbefall und klimatische Veränderungen. So gibt es durch den Klimawandel vermehrt schwere Unwetter und Stürme, die die Bäume aus ihren Wurzeln holen - wie zum Beispiel der schwere Orkan"Kyrill", der Anfang 2007 über Deutschland und Europa hinwegfegte. Weiterhin bringt das teilweise zu milde Klima mehr Schädlinge wie den Schwammspinner hervor, der die Blätter der Bäume frisst. Dass sich der Bestand noch immer nicht erholt hat, liegt auch an der großen Hitzewelle, die im August 2003 herrschte und für Trockenheit und Wassermangel sorgte.
Was kann man dagegen tun?
Einige Maßnahmen wurden zwar bereits getroffen, wie Gesetzesänderungen zur Verminderung der Luftverschmutzung (das so genannte "Bundesemissionsschutzgesetz") und zur Energieeinsparung, der Einbau von Katalysatoren in Autos oder die Kalkung des Bodens (gegen die Versäuerung). Bisher reichen diese jedoch nicht aus, um eine Erholung der erkrankten Wälder zu erreichen. Der Autoverkehr hat insgesamt zugenommen und auch weiterhin gibt es zahlreiche Industrieanlagen und Kraftwerke, durch die Schadstoffe in die Luft gelangen.
Mit einem umweltbewussten Verhalten kann jeder seinen Teil dazu beitragen, die Umwelt zu schonen. Man kann beispielsweise auf Ökostrom umsteigen sowie Strom sparen, indem Elektrogeräte bei Nichtgebrauch ausgeschaltet, Kühl- und Gefrierschränke regelmäßig abgetaut und Energiesparlampen verwendet werden. Abgase vermindern kann man, indem man nicht ständig fliegt - durch den Luftverkehr werden extrem hohe Mengen an schädlichem Kohlenstoffdioxid ausgestoßen. Auch auf das Auto könnte man öfter verzichten, indem man kurze Strecken zu Fuß geht oder mit dem Fahrrad oder dem Bus fährt. Ist man auf dem Weg zur Arbeit oder in die Schule doch auf das Auto angewiesen, kann man auch Fahrgemeinschaften bilden. (Quelle: helles-koepfchen.de)